“Google Easy”: Vermeintlicher Google-Service ist Nepp

„Google Easy“: Wettbewerbsvorteil mit Garantie

Vor einigen Tagen erhielt ein Kunde von uns, der u.a. in Großbritannien im Web aktiv ist, einen interessanten Anruf von einer Person, die sich als „Google-Mitarbeiter“ ausgab und für das ebenso neue wie interessante SEM-Konzept „Google Easy“ warb. Das Modell befände sich in Großbritannien derzeit in der Anlaufphase.

„Google Easy“ sei ein spezielles AdWords-Angebot, das sich zunächst höchst interessant anhört: Der Anbieter garantiert dem Kunden monatsweise eine Anzeigenplatzierung auf Seite 1 bei jeder Suchanfrage.

Funktionieren solle dies so: Ein Unternehmen könne bis zu fünf branchenspezifische Suchbegriffe oder Kombinationen aus Suchwörtern reservieren. Die Anzeige des „Google-Easy“-Kunden würde bei entsprechenden Suchanfragen immer und rund um die Uhr auf der ersten Search Engine Results Page (SERP) positioniert sein; klassische AdWords-Anzeigen von Mitbewerbern hätten gegebenenfalls das Nachsehen. Und „Google Easy“ beschränke sich exklusiv auf ein Unternehmen pro Branche; man solle daher besser rasch zusagen.

Google würde also garantieren, dass ein Unternehmen (bzw. dessen Anzeige) bei jeder Suchanfrage auf der ersten Ergebnisseite stünde und dieses Angebot bei prompter Zusage als einziges seiner Branche wahrnehmen könne. Wer „Autos“ suchte, würde auf der ersten Ergebnisseite stets autoscout24.de sehen, vielleicht aber nicht immer mobile.de (oder umgekehrt), aida.de hätte beim Suchwort „Kreuzfahrt“ eine Seite-1-Garantie, thomas-cook.de nicht (oder umgekehrt), beim Suchbegriff „Konzert-Tickets“ wäre die entsprechende Agentur omnipräsent usw. usf.

Die Kosten für „Google Easy“ beliefen sich auf umgerechnet knapp 100 Euro monatlich, dies sei ein Festpreis. Der Service würde zudem ein monatliches Reporting inklusive Auswertung der Klickraten und Vorschlägen zur Optimierung in Sachen Keywords und Suchphrasen umfassen. Alles also ganz einfach!

So weit, so fragwürdig. Der Kunde wandte sich an //SEIBERT/MEDIA und wollte mit einer gewissen Skepsis wissen, was es mit diesem bislang unbekannten Service auf sich habe.

Was spricht gegen „Google Easy“?

Es gibt tatsächlich gute Gründe, skeptisch zu sein. Was spricht gegen „Google Easy“? Ganz einfach: Diesen Google-Dienst gibt es nicht. Schnüren wir das Paket einmal vor dem Hintergrund der täglichen Agentur-Erfahrung und der Online-Marketing-Praxis auf.

Zweifel 1: Google und Festpreise?
Ein Konzept, demzufolge Anzeigen in SERPs zum Festpreis verkauft werden, wäre völlig untypisch für Google: Warum sollte Google ein solches Modell entwickeln? Würde Google nicht vielmehr anstreben, dass die Nachfrage den Preis bestimmt, dass Unternehmen um Anzeigen für begehrte Keywords bieten und die Preise so in die Höhe treiben? Zudem ist das Modell, nach Klicks abzurechnen, bewährt und wesentlich erfolgversprechender: Hier gibt es keine Deckelung nach oben.

Zweifel 2: Google und Verzicht auf Kunden?
Google würde mit „Google Easy“ mit Sicherheit zahlungswillige Kunden en masse verlieren: Wessen Anzeigen eine Positionierung auf der ersten SERP trotz kostspieliger AdWords-Kampagnen grundsätzlich versagt bliebe, könnte sich verständlicher- und konsequenterweise vom Keyword Advertising als Teil seiner Online-Marketing-Strategie abwenden. Auch das kann ganz und gar nicht der Google-Strategie entsprechen, im Gegenteil: Wahrscheinlich wäre ein solches Szenario das letzte, das sich Google wünschen würde. Google sieht sich als Integrator: Alles und jeder soll die Dienste nutzen. Mit dieser Strategie ist Google zu dem geworden, was es ist.

Zweifel 3: Google und Individualität statt Standardisierung?
Der administrative Aufwand für eine solche Kampagne wäre betriebswirtschaftlich kaum zu rechtfertigen. Google müsste Ansprechpartner aus allen erdenklichen Industrie-, Handels-  und Dienstleistungszweigen persönlich kontaktieren, prüfen, welcher Branche das jeweilige Unternehmen konkret angehört und welche Unternehmen unmittelbar miteinander konkurrieren, sowie jeweils individuelle Verträge aushandeln und abschließen. Ein solcher Prozess wäre kaum praktikabel und standardisierbar – und dabei sind es gerade Standardisierung und Automatisierung, die Google liebt.

Zweifel 4: Google und nicht stattfindende PR?
Google geht gerne und frühzeitig mit kommenden Innovationen hausieren, man denke an die medienwirksame Präsentation von Google Wave, das irgendwann gegen Ende des Jahres releast werden soll, oder an die vielbeachtete Ankündigung eines eigenen Betriebssystems, an dem man gerade arbeite. Im Falle von „Google Easy“ verhält es sich anders: Es existiert weit und breit kein offizielles Dokument auf einer Google-Website, nirgends im Web finden sich seriöse Informationen über einen solchen Dienst in der Testphase.

Google nimmt niemanden bei der Hand, SEM ist sehr individuell

Bei „Google Easy“ – das machen diese Gedankenvorgänge deutlich – handelt es sich nicht um einen Google-Dienst, sondern schlicht um Nepp einer windigen Agentur auf Kundenfang. Google bietet zweifellos eine Reihe interessanter Möglichkeiten im Bereich des Suchmaschinen-Marketings an, gewährt aber gewiss keine Erfolgsgarantien. Vielmehr überlässt es Google jedem Unternehmen selbst, ein Portfolio geeigneter Maßnahmen zusammenzustellen und sich Wettbewerbsvorteile zu erarbeiten.

Seriöses und erfolgversprechendes SEM ist ein sehr individueller Bestandteil des Marketing-Mixes; hier nimmt Google ein Unternehmen nicht bei der Hand und stößt es mit der Nase auf den Stein der Weisen, was standardisiert auch gar nicht möglich wäre. Es empfiehlt sich immer, mögliche Online-Marketing-Aktivitäten mit einem erfahrenen Partner abzustimmen, der Potenziale und Risiken kennt und auch die Seriosität von Anbietern einschätzen kann.

Weiterführende Informationen

Google AdWords vs. Bannerwerbung: Ein Bericht aus der Online-Marketing-Praxis
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Alternativen zum Suchmaschinen-Marketing


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