Micro-Blogging im Unternehmen: Potenziale und Anwendung am Beispiel des //SEIBERT/MEDIA-Micro-Blogs

Micro-Blogging: Warum digitalisierte Cafeteria-Gespräche wichtig sind

In der Cafeteria eines Unternehmens trinken die Mitarbeiter Kaffee und unterhalten sich. Auf den ersten Blick scheint dies ein unproduktives "Zeit-miteinander-Verbringen" zu sein. Bei näherer Betrachtung wird aber deutlich, dass es sich dabei um einen wichtigen Bestandteil der Arbeit handelt: Die Leute kommunizieren, ventilieren und analysieren Fragen aus Projekten, thematisieren ihre tägliche Arbeit und geben sich gegenseitig Tipps. Weitsichtige Unternehmen haben daher ein Interesse daran, dass es diese Kommunikation in der Cafeteria gibt und sehen in ihr einen großen Nutzen.

Nicht jedes Unternehmen kann freilich eine eigene Cafeteria anbieten, es gibt allerdings Möglichkeiten, ähnliche Kommunikationsformen digital abzubilden: Eine vielversprechende Lösung ist ein Micro-Blog. Hier werden, ganz ähnlich wie beim gemeinsamen Kaffeetrinken, Informationen, Nachrichten, Ideen oder Projektdetails ausgetauscht. Teilweise sind diese unmittelbar und zeitnah relevant, teilweise geht es darum, Gedanken einfach einmal mit anderen Leuten zu teilen und Input zu erhalten. Davon können Unternehmen profitieren.

Vorteil: Effektivere Kommunikation

Der große Vorteil des Micro-Bloggings ist die Vervielfachung des Vier-Augen-Prinzips und damit eine Qualitätssteigerung im Unternehmen. Im Idealfall verläuft die Kommunikation im internen Micro-Blog in etwa so: Mehrere Leute denken kurz über eine Idee nach und geben ihre kompakten Kommentare ab, ehe sie sich wieder ihren eigenen, individuellen Aufgaben widmen. Der Erfolgsfaktor ist die Effektivität der internen Kommunikation, die Möglichkeit, schnell breitgefächertes Feedback aus vielen Perspektiven zu generieren.

Der Micro-Blog von //SEIBERT/MEDIA ist seit einigen Monaten implementiert und basiert auf status.net (vormals Laconica). Inzwischen haben sich mehrere Anwendungsfälle für das Micro-Blogging im Unternehmen als sinnvoll erwiesen:

  • Statusberichte über persönliche Verfügbarkeit („Bereichsleiter ist den ganzen Tag bei einem Kunden.“)
  • Kommunikation von Ideen, die im Micro-Blog schnell gemeinsam weiterentwickelt werden können (Brainstorming-Elemente)
  • Hinweise auf interessante (unternehmensrelevante) Links im Internet inkl. persönlichen Kommentaren
  • Diskussion über bestimmte Funktionen und Elemente auf Websites („Schaut Euch mal diese Navigation an, innovativ ist das, aber auch praktisch sinnvoll?“)
  • schneller Erfahrungsaustausch ähnlich eines Chats
  • zentrale Archivierung von Diskussionen und Wiederauffindbarkeit über eine Suchmaschine

Der Micro-Blog von //SEIBERT/MEDIA auf Basis von status.net

Die Oberfläche des //SEIBERT/MEDIA-Micro-Blogs auf Basis von status.net, eines Open-Source-Systems für Kurznachrichten, erschließt sich rasch und intuitiv: Die Navigationselemente befinden sich rechts oben, der Content-Bereich links, zusätzliche (und individuell anpassbare) Funktionalitäten sind in der rechten Sidebar. Die visuelle Gestaltung im eigenen Corporate Design ist hier – wie bei allen internen Systemen – ein wichtiger Erfolgsfaktor:

Navigationselemente

Abb. 1: Die Navigationselemente im rechten oberen Bereich

Der Nachrichtenbereich

Abb. 2: Der Nachrichtenbereich

Die Arbeit in status.net ist denkbar einfach: Man gibt die Nachricht in das Textfenster ein, fügt ggf. eine Datei als Anhang hinzu, sendet, fertig. (Dabei ist die von Twitter bekannte Beschränkung auf 140 Zeichen aufgehoben.) Nach dem Abschicken erscheint der Beitrag in der portalartigen öffentlichen Zeitleiste. Andere Nutzer können diesen nun nicht nur sofort sehen, sondern haben verschiedene Funktionen, wie etwa das Hinzufügen zu „Beliebte Nachrichten“ zur Verfügung.

Der status.net-Dienst ermöglicht es zudem, direkt mit anderen Teilnehmern zu kommunizieren und – ähnlich wie in einem Forum, in dem Postings hierarchisch geordnet sind – unmittelbar und unter Wahrung des Kontextes auf Beiträge zu reagieren. Antworten auf die entsprechende Nachricht sind dann mit „in context“ gekennzeichnet, der Diskussionsbaum öffnet sich per Klick.

Innerhalb des Micro-Blogs können sogenannte Gruppen angelegt werden, in denen bestimmte Themengebiete thematisiert werden. Gruppen im //SEIBERT/MEDIA-Micro-Blog sind beispielsweise Design, Blog, Tech, Innovation und natürlich Fun. Per Klick können Nutzer bestimmten Gruppen beitreten oder diese verlassen:

Die Gruppenübersicht

Abb. 3: Die Gruppenübersicht

In der rechten Sidebar einer jeden Gruppe sind die Mitglieder aufgelistet, die gruppenspezifischen Nachrichten sind nach dem Eintreten sofort sichtbar:

Ein Gruppenbereich

Abb. 4: Ein Gruppenbereich

Eine zusätzliche und hilfreiche Navigationsmöglichkeit bilden Tag-Clouds. Beim Klick auf „Aktuelle Tags“ erscheint eine Übersicht über die Themen, die in letzter Zeit besprochen wurden:

Die Tag-Cloud

Abb. 5: Die Tag-Cloud

Potenziale von Micro-Blogging für Unternehmen

Unserer bisherigen Erfahrung nach hat das Micro-Blogging im Intranet das Potenzial, die unternehmensinterne Kommunikation durch Kanalisation und eine damit verbundene Effizienzsteigerung maßgeblich zu verbessern, sowie einerseits die individuelle Produktivität zu erhöhen und andererseits die schnelle und unkomplizierte Zusammenarbeit auch jenseits des Wikis zu fördern. An dieser Stelle noch einmal unsere Hauptargumente für das Twittern im Unternehmen:

  • Steigerung der Transparenz durch eine „öffentliche“ Diskussion im Unternehmen
  • Reduktion des E-Mail-Aufkommens (E-Mail-Diskussionen, die aus dem E-Mail-Postfach in den Micro-Blog verlagert werden, entlasten alle Mitarbeiter.)
  • Synchronisation von Arbeiten in Projekten
  • Austausch über ein schnelles, modernes und unkompliziertes Kommunikationsinstrument
  • innovationsförderndes Kommunikationsinstrument
  • Integration räumlich verteilter („virtueller“) Teams
  • Verbesserung der Qualitätssicherung
  • Zeitersparnis im Vergleich zur Arbeit in Wiki-Dokumenten
  • Quelle für interessante, neue Ideen
  • unaufdringliche Alternative zu E-Mails oder Telefonaten
  • Team-Bildungseffekte durch bessere und schnellere Kommunikation

Die Arbeit mit dem Micro-Blog auf Basis von status.net im //SEIBERT/MEDIA-Intranet und die Möglichkeiten eines solchen Systems fasst dieses Tutorial zusammen:

Haben Sie weitere Fragen zu status.net und Micro-Blogging im Unternehmen?  Sprechen Sie uns an.

Weitere Informationen:

Micro-Blogging 1: Argumente für das Twittern im Unternehmen
Micro-Blogging 2: Laconica und Yammer im Intranet
Social Software: Der Wikipedia-Irrtum


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ACHTUNG!
Unsere Blogartikel sind echte Zeitdokumente und werden nicht aktualisiert. Es ist daher möglich, dass die Inhalte veraltet sind und nicht mehr dem neuesten Stand entsprechen. Dafür übernehmen wir keinerlei Gewähr.

10 thoughts on “Micro-Blogging im Unternehmen: Potenziale und Anwendung am Beispiel des //SEIBERT/MEDIA-Micro-Blogs”

  1. Hallo Herr Seibert, sehr interessanter Post und gut veranschaulicht. Ihr Microblog basiert ja auf einer OpenSource-Lösung. Wo sehen Sie da die Vor- und Nachteile gegenüber “Closed-Source” Services wie Yammer oder Communote (http://www.communote.com)?

    Beste Grüße
    Jörg Hoewner

  2. Hallo Herr Hoewner,

    Open-Source ist sexy und deshalb grundsätzlich für sehr viele Unternehmen interessant. Es gibt viele wirklich schicke Lösungen und es gehört meines Erachtens einfach mit dazu, gute Open-Source-Lösungen zu kennen und zu nutzen. Status.net wird zudem sehr intensiv weiter entwickelt und sich vermutlich Dank der großen Community, identi.ca und den Celebrity-Einstellungen, die vermutlich Dank Venture-Kapital gerade durchgeführt wurden, schon bald als ernst zu nehmender Konkurrent auch bei Funktionen und Usability etablieren. Als pauschale Antwort wäre das aber zu platt. 🙂

    Wir haben eine ausführlichen Artikel mit Vergleichen zwischen Yammer und Laconi.ca / Status.net erstellt. Siehe hier:
    http://seibert.group/blog/2009/06/24/micro-blogging-2-laconica-und-yammer-im-intranet/

    Zu den großen Konkurrenten gehört sicher auch SocialCast: http://socialcast.com/

    Für Yammer spricht, die Oberfläche, die Usability und die unschlagbar coole iPhone-Applikation. Ein K.O.-Kriterium für viele deutsche Unternehmen ist das Fehlen einer Installier-Version hinter der Firewall. Die hat auch SocialCast nicht und scheidet daher für viele auch aus. Communote hatte diese Lösung bis vor einigen Tagen auch nicht und war daher für uns bisher keine Option. Das hat sich jetzt geändert.

    Status.net ist schon immer Open Source und schnell installiert. Die Vorteile in Kürze: Keine Lizenzgebühren. Und das ist gegen Yammer und SocialCast bei 3 bis 5 USD pro User und Monat durchaus ein Argument (https://www.yammer.com/about/pricing). Auch Communote ist mit bis zu 12.000,00 Euro im ersten und 4.000 Euro in den Folgejahren bei sehr großen Unternehmen durchaus kostenintensiv (Siehe: http://screencast.com/t/gj0XTMbW4CxK). Kurz gesagt: Für alle, die Microblogging als “nice-to-have” ansehen, und dazu gehören heute noch sehr viele, ist Status.net ein günstiger Einstieg.

    Weiterer Vorteil: Status.net ist bisher das einzige System, dass im Layout angepasst werden kann. Communote hat mir zugesagt, dass das bald möglich sein wird. Dann wird das auch noch mal deutlich relevanter für Agenturen und auch für eine professionelle interne Kommunikation.

    Nachteil von Status.net: Weniger Funktionen, schlechtere Usability, keine geschützten Inhalte, Zeichenbegrenzung muss manuell aufgehoben werden.

    Trotzdem: Wir können inzwischen sehr einfach und schnell Status.net bei Kunden installieren und lauffähig machen. Yammer und SocialCast haben wir evaluiert, werden uns damit aber erst mit Verfügbarkeit von Installier-Versionen auseinandersetzen. Communote ist durchaus zu beobachten. Das werden wir auch tun.

    Herr Röhrborn: Wann wollten Sie noch mal vorbeikommen? 🙂

    Ganz allgemein interessiert Sie vielleicht auch dieser Artikel:
    http://seibert.group/blog/2009/06/22/micro-blogging-1-argumente-fuer-das-twittern-im-unternehmen/

    In der Hoffnung, geholfen zu haben.
    Martin Seibert

  3. Danke Martin für den Artikel,

    ich finde unser internes Microblog in der Tat eine Bereicherung und schließt hier wirklich eine Kommunikationslücke.

    Gruß Ben.

  4. Auch oder gerade weil der Artikel inkl. der Kommentare nicht mehr ganz taufrisch aber immer noch sehr interessant ist: ist StatusNet noch immer eine ernst zu nehmende Alternative oder haben die kommerziellen Alternativen diesem Tool doch den Rang abgelaufen?

    VG, ml

  5. Nein, Status.net ist eine ernstzunehmende Alternative. Keine Frage. Sexy und charmant wie Open-Source eben ist. Leider auch etwas buggy. Aber dafür kostenfrei. Und Status.net kann etwas, dass es bei den führenden Microblogging-DIensten wie Yammer und SocialCast gar nicht oder nicht so einfach gibt: Installation hinter der Firewall im eigenen Unternehmen.

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