Welche interaktiven Funktionen wünschen Nutzer?

Interaktive Features werden im Web immer beliebter, die Anwendungsmöglichkeiten für Interaktivität immer breiter. In der wissenschaftlichen Literatur gibt es relativ viele Studien zur Verbreitung interaktiver Features, jedoch kaum Untersuchungen zur Kategorisierung und Nutzung dieser Funktionen sowie zu den Eigenschaften der User.

Eine Studie der School of Journalism and Telecommunications an der University of Kentucky, die sich vorrangig mit den interaktiven Features von Online-Zeitungen beschäftigt, wollte diese Lücke schließen und hat die folgenden drei Forschungsfragen aufgeworfen:

  • Welche Arten von interaktiven Features bieten Online-Zeitungen an?
  • Wie werden diese interaktiven Features genutzt und bewertet?
  • Wer nutzt welche interaktiven Features?

Vorab: Es handelt sich um eine Untersuchung, die auf einer Umfrage unter Nutzern von Online-Zeitungen basiert, eines sicherlich sehr spezifischen Web-Umfelds also. Tendenziell lassen sich die Ergebnisse aber wohl dennoch auch auf andere Websites übertragen: Es geht ja um das grundsätzliche Interesse von Usern an verschiedenen Funktionen.

Kategorien interaktiver Features

Im Ergebnis der Studie wurde erstmals eine Kategorisierung von interaktiven Features vorgenommen. Eine solche Kategorisierung hatte es bis dahin nicht gegeben:

Interaktiver Content
Die erste Kategorie umfasst interaktiven Content wie Video- und Audiodateien. Diese Features sind nicht unmittelbar für jeden verfügbar, sondern können aktiv ein- und ausgeblendet werden, der User kann den Content also verändern und anpassen.

Individueller Content
Der Inhalt der Seite kann individuell dem Interesse des Nutzers angepasst werden. Ein Beispiel hierfür ist die individuelle Wetteranzeige für eine Stadt oder ein Reiseziel.

Aktive Beteiligung durch Content-Veränderung
Durch das Hochladen von eigenen Bildern, Videos und Texten wird der Inhalt einer Seite aktiv durch den Nutzer bearbeitet und verändert.

Sozialer Austausch und Dialog
Via Forum und Chat können sich die Nutzer aktiv äußern und austauschen. So entsteht soziale Interaktion auf der Seite. Es wird nicht mehr nur einseitig Content zur Verfügung gestellt.

Nutzung der Features

Wie werden diese Features nun genutzt und beurteilt? Welche Faktoren begünstigen die Nutzung welcher Funktionen? Die Studie trifft hier klare Aussagen: Je mehr Aktivität seitens der User ein Feature erfordert, desto weniger wird es genutzt. Die erkannte Abstufung ist eindeutig:

  • Die Möglichkeit, Audio- und Videodateien aufzurufen, nutzen sehr viele User. Diese Entwicklung ist unaufhaltsam: Vor allem Video-Nutzung ist der Trend der Stunde, eine Sättigung ist nicht abzusehen.
  • Die zweite Kategorie, also die Anpassung der Inhalte auf dem Bildschirm, wird ebenfalls von vielen Nutzern als interessant und wichtig eingeschätzt. Im Vergleich zu Audio-Video-Features nutzen diese Möglichkeiten allerdings schon deutlich weniger User.
  • Das Hochladen eigener Inhalte bewerten nur noch einige Nutzer als gut bzw. interessant.
  • Chat und Forum für Dialog und Austausch werden kaum genutzt. Das Nutzerinteresse an dieser Kategorie ist am geringsten.

Eigenschaften der Nutzer interaktiver Features

Die Studie trifft darüber hinaus Aussagen über die Eigenschaften von Usern, die interaktive Features nutzen oder eben nicht.

  • Ein Indikator ist das Geschlecht: Männer nutzen interaktive Features häufiger als Frauen. Bei der Entwicklung und Auswahl der geeigneten Features für eine Website kann dies eine Rolle spielen und sollte deshalb berücksichtigt werden.
  • Auch das Alter spielt eine Rolle: Jüngere Nutzer interagieren grundsätzlich eher und intensiver mit Web-Anwendungen als ältere. Dieser Faktor ist aber deutlich weniger einflussreich.
  • Wirklich erstaunlich ist, dass der Studie zufolge die Online-Erfahrung keinen Einfluss auf die Nutzung interaktiver Features hat.

Welche Funktionen sind nun sinnvoll?

Es stellt sich also die Frage, welche interaktiven Funktionen Unternehmen auf ihrer Corporate Website anbieten sollten. Ist es für ein Unternehmen wichtig und sinnvoll, ein Forum oder einen Chat zu integrieren? Tatsächlich liegen gerade solche Features nicht wenigen Unternehmen besonders am Herzen.

Die Antwort ist ein klares Nein, denn die Studie bestätigt die Erfahrung: Weder sind Forum und Chat wichtig, noch werden sie intensiv genutzt. Selbst auf Seiten mit viel Traffic, die wichtige Inhalte von allgemeinem Interesse thematisieren – eben Online-Zeitungen –, werden Forum, Chat und vergleichbare Plattformen nur sehr wenig genutzt und von den Usern als unwichtig eingestuft.

Gewiss: Auf Spiegel online oder auf FAZ.net diskutieren Nutzer das Tagesgeschehen tatsächlich in Foren. Nun können wir freilich nur mutmaßen, welche Traffic-Zahlen diese Websites verzeichnen. Allerdings muss man wohl kein Hellseher sein um zu schätzen, dass sich der Anteil der Besucher, die sich im Forum austauschen, im Promillebereich bewegt und dass die vermeintlich zahlreichen Teilnehmer nur einen Bruchteil der gesamten Nutzerschaft darstellen.

Wie viele Nutzer werden das auf einer Unternehmens-Website sein, die nicht Millionen Besucher pro Monat aufweist? In vielen Fällen dürfte sich die Investition in ein am Ende verwaistes Forum oder in einen leeren Chat kaum auszahlen.

Im Einzelfall wiederum stehen die Vorzeichen womöglich anders, etwa wenn ein Unternehmen darüber nachdenkt, ein Forum für die Beantwortung spezieller Kundenfragen oder für den Produkt-Support zu nutzen. Hier kann sich die Implementierung als lohnenswert erweisen.

Doch bei diesen Spezialfällen geht es nicht um den Austausch der Nutzer untereinander, sondern eher um B2C-Kommunikation. Wirklich sinnvoll ist es in aller Regel, Multimedia-Inhalte zu integrieren sowie den Nutzern die Möglichkeit zur Verfügung zu stellen, Inhalte zu personalisieren und sie so zur aktiven Nutzung zu motivieren.

Zielgruppe kennen und Kontext beachten

Grundsätzlich sollte ein Unternehmen die User der Corporate Website genau kennen und in Abhängigkeit davon beurteilen, ob es interaktive Features einsetzt oder nicht. Übrigens wirken sich der Studie zufolge auch Glaubwürdigkeit und Authentizität des eigenen Angebots deutlich auf die Nutzung interaktiver Angebote aus.

Interaktivität ist somit immer im Gesamtkontext zu sehen. Werden Features, die in Anbetracht der eigenen Nutzer sinnvoll sind, auch tatsächlich homogen in den professionellen Web-Auftritt integriert, hält man die Zielgruppe bei Laune und schafft Mehrwert. Andererseits werden sich aufgesetzte, von den Nutzern nicht angenommene Funktionen als kontraproduktiv erweisen.

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