Wiki-Einführung: Warum die Angst, Wissen zu teilen, unbegründet ist

Wenn sich in der Anfangsphase einer Wiki-Einführung die Mitarbeiteraktivierung und die Beteiligung am Wiki als problematisch erweisen, liegt das häufig daran, dass Mitarbeiter nicht abgeholt werden und sie das Wiki-Konzept missverstehen. Eine Ausprägung dessen ist die Angst, Wissen zu teilen, eines Agendapunktes unserer Live-Video-Session vom 12. Juli 2010 zum Thema Stolperfallen bei der Wiki-Einführung. (Alle Informationen über unsere regelmäßigen Live-Sendungen, die anstehenden Termine und Möglichkeiten zur kostenlosen Anmeldung finden Sie unter http:/seibert.biz/live.)

Warum haben Mitarbeiter Bedenken, ihr Wissen zu teilen?

Grundsätzlich ist das Wissen eines Mitarbeiters sein wertvollstes Gut: Wegen seines Wissens hat das Unternehmen ihn eingestellt, das eigene Know-how bildet seine Daseinsberechtigung im Unternehmen. Nun wünscht der Arbeitgeber also, dass der Mitarbeiter sein Wissen allen zentral zur Verfügung stellt.

Die Projekterfahrung zeigt, dass viele Mitarbeiter hierdurch einen Machtverlust und einen Verlust an Wert für das Unternehmen befürchten. Ein Gedankengang wie der folgende wird im Zuge der Wiki-Einführung etlichen Mitarbeitern durch den Kopf gehen:

Warum soll ich mein Wissen allen zur Verfügung stellen? Ich werde dadurch ja weniger wichtig im Unternehmen, verbaue mir gegebenenfalls Aufstiegschancen und mache mich entbehrlich. Ich würde doch selbst daran mitwirken, meinen „Marktwert“ zu senken!

In dieser emotionalen Konstellation dürfte sich nahezu jeder Mitarbeiter befinden, wenn sein Arbeitgeber ihn auffordert, sein Wissen im Firmenwiki abzubilden. Hierin liegt eine Herausforderung, die auf dem Weg zu einem erfolgreichen, produktiv nutzbaren Firmenwiki gemeistert werden muss.

Missverständnis: Informationen vs. Wissensanwendung

Das grundsätzliche Missverständnis besteht darin, was die Mitarbeiter konkret eigentlich im Wiki teilen sollen. Stark vereinfacht müssen wir „Wissen“ nämlich in Daten, Informationen und Wissensanwendung unterteilen, also 1) pure Daten, Zahlen und Fakten, 2) die Daten in einem bestimmten Kontext (Informationen) und 3) die Anwendung von Informationen in einer bestimmten Situation.

Diese Fähigkeit, Wissen im Kontext richtig anzuwenden, ist der Grund, warum das Unternehmen einen Mitarbeiter eingestellt hat und beschäftigt, hierin besteht sein Wert für das Unternehmen. Und das kann man nicht in einem Wiki-Dokument festhalten. Mitarbeiter sollen also gar kein Wissen, sondern vielmehr Daten und Informationen im Wiki teilen.

Ein Beispiel: Ich kann die Daten einer Studie zum Thema Firmenwikis in einem Wiki-Dokument zusammenfassen. Ich kann diese Daten im Wiki auch interpretieren und in einen Zusammenhang mit der Herausforderung der Mitarbeiteraktivierung stellen. Ich kann allerdings nicht im Wiki abbilden, wie ich diese Daten und Informationen in einer bestimmten Projektsituation anwende, beispielsweise bei einer Frage in einem Wiki-Workshop. Ich kann auch nicht darstellen, wie ich mithilfe der verfügbaren Informationen eine individuelle Aktivierungsstrategie entwickle, die die spezifischen Anforderungen eines Kunden berücksichtigt. Und ich kann im Wiki auch nicht darlegen, wie ich einen runden, verständlichen Blog-Artikel über die Angst, Wissen zu teilen, erstelle. Das, was den „Marktwert“ eines Mitarbeiters im Unternehmen definiert, kann im Wiki gar nicht abgebildet werden.

Das Wiki-Dashboard gibt Mitarbeitern etwas zurück

Dennoch, so könnte ein Einwand lauten, würden Mitarbeiter ja die Exklusivität an bestimmten Informationen verlieren. Das ist zweifellos richtig. Doch ein Experte, der im Unternehmen nicht als solcher wahrgenommen wird, ist letztlich eher angreifbar als ein Kollege, der Informationen ins Wiki stellt und dessen Expertise im ganzen Unternehmen bekannt ist.

Hier spielen Dashboards eine wichtige Rolle, über die jedes professionelle Wiki-System verfügt: Wenn ein Mitarbeiter beispielsweise die Startseite des Confluence-Wikis aufruft, sieht er sofort, wer wann in welchen Dokumenten Änderungen vorgenommen hat:

Abb.: Das Dashboard unseres öffentlichen Wikis auf Basis von Confluence

Alle Mitarbeiter sehen: Dieser Kollege verfügt offensichtlich über Know-how, er kann zum Wiki etwas beitragen, er ist Wissensträger in einem bestimmten Bereich, auf diesen Kollegen kann man bei diesbezüglichen Problemen zugehen. Die Folge ist eine breite und wachsende Wertschätzung des Expertenwissens quer durch das Unternehmen. Tatsächlich steigen also die Reputation und die Attraktivität des Mitarbeiters für das Unternehmen.

Weniger interne Fachfragen führen zu mehr Produktivität

Damit nicht genug: Legt ein Mitarbeiter Exklusiv-Informationen im Wiki zentral ab, sinkt zwangsläufig das Aufkommen an Fachfragen per E-Mail oder gar per Besuch im Büro und somit auch der Zeitaufwand für die aufwändige Bearbeitung von fachlichen Problemen per E-Mail. Der Effekt ist klar: Der Mitarbeiter hat mehr Zeit für die produktive Arbeit und sein Engagement in Projekten. Aufgrund seiner Aktivitäten im Firmenwiki wird er produktiver und letztlich wertvoller als vorher.

Es tritt also genau das Gegenteil von dem ein, was viele Mitarbeiter zunächst befürchten: Durch die zentrale Abbildung von Teilen ihrer Expertise werden viele Nutzer nämlich noch wichtiger und können sich noch deutlicher als Fachleute profilieren. Die Angst, Wissen zu teilen, beruht auf einem Missverständnis: Sie ist unbegründet, weil der Gewinn an Reputation und Zeit für produktive Aufgaben deutlich höher einzuschätzen ist als der Verlust von Know-how-Exklusivität.

Diese Argumentation sollte Bestandteil jeder Einführungsstrategie sein. Bei der Entwicklung einer solchen Strategie unterstützt //SEIBERT/MEDIA Sie natürlich gerne: Bitte sprechen Sie uns an oder besuchen Sie unsere spezielle Seite zu den Themen Firmenwikis und Wiki-Einführung mit vielen weiterführenden Informationen und Videos .

Haben Sie die Live-Video-Session zu diesem Thema und weiteren interessanten Aspekten rund um die Einführung eines Enterprise Wikis verpasst? In unserem öffentlichen Wiki können Sie die ausführliche Agenda zur Sendung nachlesen oder sich gleich hier die komplette Aufzeichnung der ca. 45-minütigen Diskussion ansehen:

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