Web-Usability: Elf häufig auftretende Probleme

Die Usability einer Website oder Anwendung steht und fällt mit der intuitiv bedienbaren Benutzeroberfläche und dem Interaktions-Design, das eine reibungslose Kommunikation mit dem System gewährleisten soll. Viele Fehler, die bei der Entwicklung von Anwendungen gemacht werden, sind sehr spezifisch. Einige typische Probleme treten jedoch regelmäßig auf. Usability-Vorreiter Jakob Nielsen hat sie in elf Punkten zusammengefasst und einige allgemeine Usability-Empfehlungen formuliert, die etabliert und dauerhaft gültig sind.

1. Abweichung von Standards

Mit Navigations- und Kontrollelementen wie Buttons, Scroll-Leisten oder gekennzeichneten Links arbeiten User im Internet ständig, und selbst weniger erfahrene Nutzer haben konkrete Erwartungen an diese standardisierten Funktionen. Jede visuelle Abweichung vom Standard ist mit zusätzlichem Aufwand für den Nutzer verbunden, der ungewohnte Elemente zunächst verstehen muss, und kann zu Fehlern führen.

2. Uneinheitliche Bezeichnungen

Uneinheitlichkeit bei der Bezeichnung von Funktionen führt zu Verwirrung. Für ein und denselben Vorgang sollte auch immer ein und derselbe Begriff genutzt werden. Umgekehrt soll ein Begriff auch nur einen bestimmten Vorgang beschreiben.

3. Nicht erkennbare interaktive Elemente

Nutzer möchten sofort sehen, womit sie interagieren können. Kein Besucher hat Zeit und Lust, alle sichtbaren Objekte auf einer Seite anzuklicken, um herauszufinden, ob etwas passiert. Checkboxen und Buttons lassen auf den ersten Blick erkennen, ob und welche Aktionen möglich sind. In diesem Zusammenhang sind auch Elemente zu erwähnen, die so klein sind, dass User versehentlich einfach daneben klicken und häufig zu dem Schluss kommen, dass etwas nicht funktioniert. Dieses Problem betrifft insbesondere ältere Nutzer.

4. Fehlende Fortschrittsanzeige

Fehlen dem Nutzer Information darüber, wie weit ein Vorgang fortgeschritten ist, ist er auf Vermutungen angewiesen. Erscheint ihm ein Vorgang zu lang, geht er womöglich von einer Fehlfunktion aus und verlässt die Anwendung. Eine Fortschrittsanzeige sowie Informationen darüber, was genau passiert, können dies verhindern.

5. Unverständliche Fehlermeldungen

Schlechte Fehlermeldungen informieren nur darüber, dass etwas nicht funktioniert hat, ohne zu erklären, wo genau das Problem liegt und wie der User den Fehler beheben kann. Mit kryptischen, technischen Auskünften können Nutzer wenig anfangen. Gute Fehlermeldungen hingegen helfen dem User bei der Lösung des Problems.

6. Informationen mehrfach abfragen

Viele Nutzer sind irritiert, wenn sie zweimal nach derselben Information gefragt werden. Computer haben an sich ja durchaus ein gutes Gedächtnis. Gründe, den Nutzer mehrfach zur Eingabe einer Information aufzufordern, dürften vielmehr im schlecht konzipierten Interaktions-Design oder auch in der Bequemlichkeit der Entwickler zu suchen sein, die eine Information nicht von einem Prozessschritt in den nächsten übertragen.

7. Keine Eingabebeispiele

Fehlende Beispiele für Eingaben z.B. von Geburtsdaten verzögern die Interaktion, da der Nutzer selbst entscheiden muss, ob eine Angabe angemessen ist, was gerade unerfahrene User verwirrt. Entscheidungsvorschläge, die erkennen lassen, in welcher Form das System Eingaben erwartet, sind hier hilfreich.

8. Keine Vorabinformationen

Es führt oft zu Problemen, wenn der User direkt zu einer Anwendung geführt wird, ohne eine kurze Erklärung zu erhalten. Freilich werden die wenigsten Nutzer seitenlange Ausführungen lesen. Um verständlich zu machen, was ein Nutzer von einem Prozess zu erwarten hat, sollten aber die wichtigsten Informationen vorab kurz zusammengefasst oder visuell dargestellt werden.

9. Fehlende Erläuterungen

Fragt eine Anwendung Informationen ab, sollte das System den Nutzer nicht im Unklaren darüber lassen, wofür es diese Daten benötigt. Einerseits soll und möchte kein User den Eindruck gewinnen, dass er ausspioniert wird. Andererseits muss auch gewährleistet sein, dass er versteht, welche Bedeutung seine Angaben für die weitere Arbeit mit dem System hat, wofür die E-Mail-Adresse benötigt wird oder weshalb ein Passwort sicher sein soll.

10. Interaktion entspricht komplizierten systeminternen Prozessen

Anwendungen stellen Nutzer vor große Herausforderungen, wenn interaktive Abläufe komplizierte Prozesse widerspiegeln, die tief im System stattfinden. Die Interaktion sollte dem Verständnis des Users entsprechen und nicht dem, was sich systemintern abspielt.

11. Reset-Button

Ein Reset-Button in einem Formular ist gefährlich: Die komplette Löschung aller bereits eingegebenen Daten dürften Nutzer nur in den Ausnahmefällen wünschen. Löscht ein User seine Eingaben dagegen versehentlich, wird er wohl davon absehen, das Formular erneut auszufüllen.

Fazit

Bei der Entwicklung von Web-Anwendungen werden häufig Fehler begangen, die Verwirrung und Frustration verursachen und die Nutzungsabbrüche nach sich ziehen. Grundsätzlich sollten die Erstellung von Benutzeroberflächen und die Konzeption interaktiver Prozesse immer auf kontinuierlichem, professionellem Usability-Engineering oder im Idealfall auf User-Tests basieren und nicht darauf, was Entwickler für Nutzer-freundlich halten. Für erfolgreiche Anwendungen ist entscheidend, dass Nutzer problemlos mit ihnen arbeiten können: Die nächste Website ist nur einen Klick entfernt.

Weiterführende Informationen

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