Lean Startup: Knie durchdrücken! (Teil 1)

Das Knie durchgedrückt zu halten (oder ein komplett gerades Bein zu machen), ist der Schlüssel bei den Yoga-Übungen des einbeinigen Balancierens.

Ein durchgedrücktes Knie bietet eine solide Grundlage, die den Fuß fixiert hält, während man den Rest der Übung durchläuft.

Wenn du kein durchgedrücktes Knie hast, hat deine Übung noch nicht mal begonnen.
- Bikram Yoga Dialog

All das habe ich verstanden. Doch immer noch habe ich Schwierigkeiten, meine Knie durchgedrückt zu halten, selbst nach Jahren der Yoga-Praxis. Mein Gehirn weiß, was zu tun ist, mein Körper folgt dem nicht immer.

Ich kann mir nicht helfen, aber ich sehe eine Parallele zu Running Lean, in dem das Knie-Durchdrücken dem Anpacken dessen, was für das Geschäftsmodell am riskantesten ist, entspricht.

Wenn du nicht anpackst, was am riskantesten ist, hat dein Lernen noch nicht mal begonnen.

Wie das durchgedrückte Knie ist auch das Anpacken der größten Risiken leicht zu verstehen, aber auf trügerische Weise schwer in die regelmäßige Praxis umzusetzen.

Hier sind einige Gründe, warum das so ist.

1. Der Fluch der Spezialisierung

Bevor ich mit Yoga anfing, habe ich mehrere Jahre lang Kampfsport gelernt. Dort wurde mir das exakte Gegenteil beigebracht: Niemals die Knie durchdrücken. Durchgedrückte Knie schränken nicht nur die Beweglichkeit ein; ein falsch gesetzter Tritt des Gegners kann auch sehr schmerzhaft (und potenziell verheerend) enden.

Die Knie leicht zu beugen, ist nicht nur auf den Kampfsport beschränkt. In fast jeder anderen Sportart vom Skifahren bis zum Gewichtheben gilt dieser Ratschlag, um Verletzungen zu vermeiden.

Jahrelanges Training in anderen Sportarten hat ein Muskel-Gedächtnis oder -Verhalten gebildet und es fällt mir immer noch schwer, es zu verlernen. Das ist etwas, das ich als den Fluch der Spezialisierung bezeichne.

Während das Überwinden alter Gewohnheiten ein Teil der Herausforderung ist, wird das Problem noch durch unangebrachte Angst verschärft.

2. Unangebrachte Angst

Im Fall von Yoga ist es ziemlich einfach, den gegensätzlichen Hinweis vernünftig zu begründen. Yoga ist anders als die meisten Sportarten, es ist weniger beweglich und Leute schlagen nicht nach einem. Doch das Bild eines zerschmetterten Knies (selbst wenn Sie noch nie eine Knieverletzung hatten – dreimal Holz) reicht aus, damit ich meine Knie leicht beuge, wenn nur genug Spannung da ist.

Die gleichen Kräfte kommen auch bei Entrepreneuren ins Spiel, die bekanntlich von extremer Unsicherheit geplagt sind. Mit extremer Unsicherheit konfrontiert, schauen wir in der Vergangenheit nach Führung. Über die Jahre hinweg hat jeder von uns ein spezifisches Fähigkeiten-Set feingeschliffen, das mit einem Set an unangebrachten Ängsten einher geht, die uns zurückhalten.

Zum Beispiel verbringen Software-Entwickler Jahre damit, ihr Handwerk zu vervollkommnen; das ist hauptsächlich eine Inside-the-Building-Aktivität. Sie aus dem Gebäude raus zu holen, damit sie zu Kunden gehen und mit ihnen reden, gilt nicht nur als nicht-produktive Arbeit (weil nicht irgend eine Art von "Machen" involviert ist), es könnte ja auch noch die verheerenden Folgen haben, dass man den Kunden verärgert oder (noch schlimmer) ihn verliert. Wirklich?

Genauso sollten die Vertriebs- und Marketingleute ja nur das tun, was sie gut können, und sich von Code fern halten, oder sie riskieren, das gesamte Produktionssystem zu Fall zu bringen.

Während Spezialisierung ihren Platz hat, tragen Über-Spezialisierung und unangebrachte Ängste dazu bei, organisatorische Grundsätze und Silos zu erschaffen, die Innovation mit der Zeit ersticken und sogar negativen Einfluss auf den Gesamtdurchsatz haben können.

Lokale (oder Sub-) Optimierung ist der Feind des gesamten organisatorischen Durchsatzes.

Das Gegengift, um diesen Fluch zu brechen, ist das Ersetzen alter, tief sitzender Gewohnheiten durch neue. Aber Verhalten zu ändern, ist schwer. Glücklicherweise gibt es dazu nun eine Wissenschaft.

BJ Fogg, Leiter des Persuasive Technology Lab an der Stanford University, hat ein einfaches Framework entwickelt, um menschliches Verhalten zu modellieren.

Verhalten = Motivation * Fähigkeit * Auslöser

Arbeiten wir uns mal durch dieses Framework, um zu sehen, ob es uns helfen kann, alte Verhaltensweisen zu verlernen und sie durch neuere zu ersetzen. (Dazu mehr im zweiten Teil dieses Artikels.)

Dieser Artikel wurde im Original am 25. Juni 2014 unter dem Titel Lock Your Knees von Ash Maurya veröffentlicht. Ash Maurya gehört zu den führenden Köpfen der internationalen Gründerszene und ist einer der renommiertesten Experten für Lean Startup und Customer Development. Seinen Weblog finden Sie unter http://practicetrumpstheory.com. Die Website seines Unternehmens Spark59 erreichen Sie unter http://spark59.com. Mehr Fachartikel bietet unser Lean-Special.

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