Firmenpolitik – Über Sinn und Unsinn von Web-Zentralisierung

In der IT-Landschaft von Unternehmen spielen zentrale und dezentrale Organisationsstrukturen eine große Rolle. Je größer ein Unternehmen wird, desto größer scheinen die Vorteile einer Zentralisierung der Software- und Hardware-Zentralisierung zu werden. Was für einen Mail-Server oder auch ein ERP-System gilt, kann allerdings nicht 1:1 auf Intranets, Extranets und Internet-Auftritte übertragen werden.

Der Status Quo

Die meisten Unternehmen in Industrie-Ländern verfügen über Internet-Seiten. Je größer das Unternehmen wird, desto größer wird auch dessen Website. Ab einer gewissen Größe ergeben sich Schwierigkeiten, einzelne Elemente in einer umfangreichen Website aufzufinden. Websites mit 6 oder 10 Hierarchie-Ebenen sind für Benutzer schwer zu navigieren. Wer trotzdem ansprechende und übersichtliche Websites betreiben will, hat folgende Möglichkeiten:

  1. Eine einzige zentrale Website
  2. Eine zentrale Website und Microsites für einzelne wichtige Themen

Es gibt keine eindeutige Antwort für die eine oder andere Lösung. Daher sollen hier einfach die Vorteile von beiden Varianten dargestellt werden:

Vorzüge einer zentralisierten Lösung

  • Einheitlichkeit
    Gerade in den Bereichen Layout, inhaltlicher Konsistenz und Entscheidungskonformität kann eine zentrale Lösung im Web für mehr Einheitlichkeit sorgen.
  • Kontrolle und gute Durchsetzung von Konzernrichtlinien
    Es kann nicht einfach ein einzelner aus den zentralen Vorgaben ausscheren, weil eine direkte Nachverfolgung der Verantwortlichen schnell und einfach möglich ist.
  • Organisatorisch einfache Zugriffsberechtigung
    In einem zentralen System kann leicht und effektiv geregelt werden, wer was darf und welche Inhalte und Funktionen ändern kann.
  • Kostenersparnis - Economies of Scale
    Es kann eine bessere Allokation von Ressourcen stattfinden. Es findet in der Regel eine Reduktion von Doppelarbeiten und Datenredundanzen statt.
  • Kein Wildwuchs
    Es besteht keine Notwendigkeit für detaillierte zentrale Vorgaben und Richtlinien (z.B. Styleguides), weil alles zentral entwickelt und gesteuert wird.

Weitere gute Punkte finden sich im FB Betriebswirtschaftslehre der FH Deggendorf unter "Gründe für die Zentralisierung".

Gründe für eine dezentrale Lösung

  • Entspricht eher der Erwartung der Kunden
    Keiner will alles gleichzeitig. Der Kunde erwartet eine zentrale Seite, die die Macht und Größe des Konzerns darstellt. Wenn er sich aber dann für ein bestimmtes Land oder eine bestimmte Geschäftssparte interessiert, kann die komplette Navigation und alle Inhalte auf eben dieses Bedürfnis beschränkt werden. Die Informationen und Lösungen können besser auf die Kundenwünsche zugeschnitten werden.
  • Mehr Flexibilität in der Organisation
    Es brauchen nicht so viele Ziele berücksichtigt zu werden. Es sind weniger Kompromisse einzugehen.
  • Verteilung von Verantwortlichkeiten und Verringerung von Reibungsverlusten
    Es entsteht häufig eine hohe Autonomie und Selbständigkeit, die Mitarbeiter im besten Fall mit aktuellen und kundenorientierten Informationen danken.
  • Befriedigung von individuellen Bedürfnissen
    Länderwebsites, Themenwebsites können als kleine eigenständige Internet-Auftritt (sogenannte Microsites) besser auf die Inhalte und Bedürfnisse von bestimmten Zielgruppen eingehen.
  • Tendenziell einfachere Aktualisierung der Inhalte
    Durch die Verteilung der Verantwortlichkeiten sind sowohl Erstellungs-, Einstellungs- als auch Freigabe-Wege in der Regel kürzer und schneller und sorgen mittelfristig für eine höhere Aktualität der Präsentation möglich.
  • Besserer Zugriff und Einstieg in Spezialthemen oder -Märkte
    Durch Subdomains wie http://de.firma.com/products/ und ganz eigenständige Domains lassen sich prägnantere und kürzere Internet-Adressen erstellen, die besser für Marketing-Materialien verwendet und leichter erinnert werden können.
  • Individuellere Betreuung durch externe Internet-Dienstleister möglich
    Bei einer Verteilung der Internet-Auftritte auf unterschiedliche Länder ist eine räumliche Nähe und Vertrautheit der Internet-Dienstleister mit der Landessprache und lokalen Märkten eher gegeben.
  • Link-Box für "Globale Navigation" möglich
    Zentrale Informationen und "globale Navigation" können durch eine immer gleiche Informationsbox erreicht werden. Die STA Travel Group erreicht das zum Beispiel durch die "Flaggenbox", die auf jeder Website entweder oben oder unten eingefügt werden muss. Das ist Vorgabe der Zentrale. Hier ein paar Links zu den unterschiedlichen Länderseiten: Deutschland, Österreich, Schweiz, England, USA, ...
  • Besser für Suchmaschinen
    Wer in Suchmaschinen wie Google und Co gut gefunden werden will sorgt durch viele kleinere Websites, die sich gegenseitig verlinken für bessere Platzierungen in Suchmaschinen als das mit einer einzigen sehr großen Website möglich ist.

Weitere gute Punkte finden sich im FB Betriebswirtschaftslehre der FH Deggendorf unter "Gründe für die Dezentralisierung".

Weitere Quellen:


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4 thoughts on “Firmenpolitik – Über Sinn und Unsinn von Web-Zentralisierung”

  1. Kurz zwei Gedanken dazu:

    – Zentralisierung: 4 von 5 Vorzügen sind m.E. keine Vorzüge sondern “Work-arounds” für fehlende oder falsche Organisation angesichts eines zentralistischen Managementansatzes.

    – Für die Dezentralisierung spricht vieles aufgrund von Vorzügen auf Kunden- bzw. Suferseite. Einige Vorzüge der Dezentralisierung sind keine der Dezentralisierung an sich sondern “nur” konsequente Merkmale bei einem anderen Managementansatz bzw. Managementmethode (z.B. Management by Delegation / Objectives).

    Aus Surfersicht sollte bei sehr großen Unternehmen ein dezentraler Ansatz gewählt werden. Jedoch sollte die Unternehmensorganisation berücksichtigt werden (die widerum den Marktgegebenheiten angepasst sein sollte).

    Kurz: Der Kunde (Surfer) ist König. Auf den Kunden sollte die Organisation passen. Und die Organisation setzt den Rahmen bei der Umsetzung. Ansonsten kommt es zu Reibungsverlusten.

    Wobei es nicht nur Kunden sondern auch andere Zielgruppen wie Investoren, Journalisten geben kann…

  2. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass ein wesentlicher Nachteil von zentralisierten IT-Lösungen (insbesondere Websites) der Realisierungszeitraum ist. Der Mediationsprozess, um sich auf eine für alle akzeptable Lösung zu einigen, dauert meist sehr lange. Und als Ergebnis gibt es dann nur eine minimalisierte Kompromißlösung …

  3. Oder die “alte” Website bleibt veraltet, die Inhalte werden stückelhaft mal aktualisiert und passen dann aber nicht zusammen. Alle warten auf die große Lösung…

  4. Aus aktuellem Anlass sei noch als Argument gegen die Zentralisierung hinzuzufügen, dass bei einem zentralen Betrieb Server-Abstürze und Hardware-Defekte zu Down-Zeiten für alle betreuten Webseiten. Die Abhängigkeit von professionellem und hochwertigem Service in der Zentrale steigt durch Zentralisierung stark.

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