Web-Statistiken 1: Schwächen von Google Analytics

In den wenigen Jahren seiner 2005 beginnenden Geschichte hat es Google Analytics – wie von einem Google-Dienst kaum anders zu erwarten – zu einer Ausnahmestellung unter den Tracking-Systemen gebracht. Entsprechende Daten hält Google zwar konsequent unter Verschluss, aber verschiedene Schätzungen beziffern den Marktanteil von Analytics auf inzwischen um die 60%; bei großen deutschsprachigen Medien-Websites liegt einer Studie des ORF zufolge der Anteil gar bei ca. 80%. Wie dem en détail auch sei: Die Marktführerschaft hat Google auch unter den Tracking-Tools inne, und das nicht von ungefähr.

Stärken: Funktionenvielfalt, Einstellungsmöglichkeiten, Usability

In der Tat ist Google Analytics ein Dienst, der durch vielfältige und mächtige Funktionen (darunter die integrierte Auswertung von AdWords-Kampagnen), variable Einstellungsmöglichkeiten, eine erstklassige Oberfläche sowie die einfache Implementierung besticht. Inzwischen ist Analytics zudem auch in der Lage, Page-Views in AJAX- und Flash-Anwendungen zu erfassen, und nicht zuletzt ist das Tool kostenlos. Für die meisten Unternehmen Gründe genug, auf den Marktführer zu setzen.

Schwächen

Makellos ist Google Analytics aber freilich nicht. Zum einen hat das Tool – wie wohl jedes andere Analyse-Werkzeug – verschiedene Quellen für kleinere und größere Ungenauigkeiten, zum anderen ist Analytics trotz seiner Funktionenvielfalt vergleichsweise limitiert. Darüber hinaus steht der Dienst auch aus anderen Gründen massiv in der Kritik. Doch der Reihe nach.

JavaScript-Fokussierung
User, die JavaScript nicht aktiviert haben, werden in der Statistik nicht erfasst. Damit zählt Analytics löblicherweise so gut wie keine Zugriffe von Bots, aber die Besuche und Bewegungen von ca. 10% aller Internet-Nutzer ebenfalls nicht. Auch die Daten von Nutzern, die JavaScript-Tags über Firewalls oder dedizierte Tools unterdrücken, fließen nicht in die Statistiken ein. Dies betrifft inbesondere Unternehmen, die solche Maßnahmen aus Sicherheitsgründen zumeist grundsätzlich ergreifen, und hat zur Folge, dass die Statistiken gerade bei B2B-Websites (z.B. für Banken) nicht immer oder nur bedingt der Nutzungsrealität entsprechen dürften.

Externe Server
Ein anderes Problem besteht in der Verfügbarkeit der Google-Server, auf denen die Tracking-Daten verarbeitet werden. Grundsätzlich ist die Verfügbarkeit hoch, doch bei gelegentlich auftretenden Problemen und zunächst unerklärlichen Abweichungen gehen Spekulationen immer auch in Richtung technischer Probleme auf Google-Seite. Grundsätzlich ist ein Unternehmen, das mit dem Google-Dienst arbeitet, auf die Stabilität externer Server angewiesen.

Logfile-Analyse
Weiterhin erhebt Google Analytics Statistiken auf Basis von Logfiles und nicht in Echtzeit. Wer beispielsweise live sehen möchte, wie viele Besucher online sind und auf welchen Seiten sie sich gerade befinden, oder wer die Effekte von Zielanpassungen unmittelbar analysieren will, muss auf andere Tools zurückgreifen. Auswirkungen von Änderungen lassen sich mit Analytics erst mit einer beträchtlichen Verzögerung von bis zu 24 Stunden beobachten. Für die meisten Analysen ist das aber kein Problem.

Wenig Anpassungsmöglichkeiten
Google Analytics – um einen letzten systemimmanenten Kritikpunkt anzubringen – erfüllt zwar zahlreiche grundlegende Bedürfnisse, deckt aber individuelle Anforderungen, die gerade Unternehmen an Tracking-Software stellen, nicht immer ab. Vor allem das Fehlen einer Programmierschnittstelle, über die Unternehmen selbst Anpassungen vornehmen können, ist ein Schwachpunkt.

Kritik: Datensammlung und Datenschutz

Transparente User
Mögen diese Fehlerquellen für die meisten Website-Betreiber und für viele Unternehmen akzeptabel sein, ist das größte Manko von Google Analytics datenschutzrechtlicher Natur: Alle Daten werden auf Google-Servern gespeichert, und zwar dauerhaft. Diese Weiterleitung an Google (und damit an Dritte) geschieht ohne die aktive Zustimmung des Nutzers, was datenschutzrechtlich höchst umstritten ist. Und nicht nur das: Unter bestimmten Umständen kann Google (also ein Dritter) durch die Zusammenführung von Namen und IP-Nummern Bewegungen einzelner Nutzer im Web personalisieren, womit sich nach § 15 Abs. 3 TMG eigentlich jeder User explizit einverstanden erklären müsste.

Transparente Unternehmen
Auch Unternehmen, die Analytics verwenden, sind für Google im Grunde transparent: Nicht nur die Nutzungsstatistiken der Website liegen bei Google, sondern auch Daten über Conversions und deren faktischer Wert. Theoretisch weiß Google also ziemlich genau, wie es um eine E-Commerce-Website steht, die Besucherströme mithilfe von Analytics erfasst. Ob und in welcher Form Daten weiterverarbeitet oder weitergegeben werden, kann freilich nur vermutet werden. Dennoch: Wer Google Analytics nutzt, sollte sich des Unterschieds zwischen „kostenlos“ und „umsonst zu haben“ bewusst sein, denn Letzteres sind Googles Leistungen nicht.

Neben zahlreichen Stärken hat Google Analytics also auch einige Schwachstellen und muss sich vor allem weitreichende Vorwürfe gefallen lassen. Unser zweiter Artikel zum Thema Web-Statistiken stellt professionelle Alternativen zu Google Analytics vor, mit denen sich Unternehmen einmal beschäftigen sollten.

Weiterführende Informationen

Keine Tracking-Methode arbeitet fehlerfrei: Das Beispiel Google Analytics
Impressumspflicht: Wer mit Google Analytics trackt, muss auch darüber informieren
Web Analytics Vendors Market Shares
How To Track Ajax And Flash Pageviews In Google Analytics?
Hat Google Analytics ein Problem?
Online-Medien: Google liest mit

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1 thoughts on “Web-Statistiken 1: Schwächen von Google Analytics”

  1. Hm, interessanter Artikel, aber ich dachte immer, dass Google auch auf Pixelbasis misst, es also egal ist ob JS dann an oder aus ist?

    VG,
    Fabian

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