Wie das Kochen mich zu einem besseren Lean-Startup-Praktiker gemacht hat

Patrick Foley hat vor einiger Zeit Beobachtungen darüber angestellt, wie alles, was man tut, ein "Experiment" zu sein scheint.

Die Durchführung von Experimenten ist eine Schlüsselaktivität in Lean Startups, aber meine Vorliebe für Experimente gab es schon vor meiner Lean-Startup-Zeit. Ich kann das auf diverse meiner Interessen zurückführen, aber das Hobby, das mir bei der Entwicklung dieser Fähigkeit besonders geholfen hat, ist das Kochen. Kochen und Startups haben mehr gemeinsam, als Sie denken würden.

Ein perfektes Experiment ist für mich eine zeitlich begrenzte Übungs-Session, die zum Teil aus Wiederholung und zum Teil aus Improvisation besteht.

Während die Wiederholung hilft, Techniken beherrschen zu lernen, hilft die Improvisation, Sprünge im Lernen zu bewirken.

Kochen ist beides. Was ich vom Kochen gelernt habe, ist definitiv in meine Lean-Startup-Experimente eingeflossen. Obwohl ich schon vor Lean Startup experimentiert habe, bin ich nun besser in den Lage, den Prozess zu kodifizieren.

Was nun folgt, ist ein Rezept, wie ich alles Neue angehe.

1. Mit der richtigen Grundhaltung starten

"Gutes Kochen hängt von zwei Dingen ab: gesundem Menschenverstand und gutem Geschmack."
Simon Hopkinson, "Roast Chicken and Other Stories"

Sehen wir uns die Grundlagen an:

Sich zum kontinuierlichen Lernen bekennen
Obwohl ich mich grundsätzlich für eine Menge Dinge interessiere, pflege ich ich immer nur einige wenige Interessen gleichzeitig, weil ich glaube, dass man Dinge nur tun sollte, wenn man sie gut macht.

Den eigenen Erfahrungsschatz erweitern
Der Weg, einen guten Geschmack zu entwickeln, ist der, mehr zu schmecken. Ich war ein passionierter Feinschmecker, lange bevor ich zu kochen anfing. Wenn ich Leuten heute sage, dass ich koche, ist die nächste Frage normalerweise: "Welche Art von Essen?" Anfangs wusste ich nicht, was ich antworten sollte. Inzwischen ist meine Antwort: "Alles."

Muster sind überall
Wenn Sie Ihren Erfahrungsschatz erweitern, beginnen sich Muster abzuzeichnen. Sie fangen an, die Zutaten im Essen zu schmecken, die Techniken zu sehen, die bei der Zubereitung angewendet wurden, und zu realisieren, wie einige wenige Schlüsselzutaten das Potenzial haben, das Geschmacksprofil eines Gerichts komplett zu verändern.

Ein gutes Urteilsvermögen entwickeln
Auf die Entwicklung eines “gesunden Menschenverstandes” oder eines guten Urteilsvermögens komme ich gleich zurück.

2. Lehrer sorgfältig auswählen

Auch wenn es wichtig ist, ein breites Spektrum an Erfahrungen zu sammeln, werde ich sehr selektiv, wenn ich koche. Es herrscht kein Mangel an Rezepten, aber die meisten sind nicht so gut. Wenn ich etwas lerne, versuche ich, so viele externe Variabeln wie möglich zu minimieren. Wenn das Gericht nicht gelingt, will ich sicher sein, dass ich schuld bin und nicht das Rezept.

Ash Maurya cooking_booksUm das zu erreichen, nehme ich eine Handvoll Chefköche, die ich bewundere, stelle sicher, dass ich auf die gleichen Zutaten und Werkzeuge zugreifen kann (keine Einhängethermostate oder Stickstofftanks), und folge ihren Rezepten zunächst buchstäblich.

Deshalb ist die wortwörtliche Ausführung wichtig:

  • Ich gebe Leuten mit mehr Erfahrung immer einen Vertrauensvorschuss, speziell wenn diese sich die Zeit genommen haben, das Gelernte zu teilen.
  • Ich weiß es bisher nicht besser.

Mit der Zeit lernen Sie, dass nicht alle Kochbücher gleich sind. Selbst die Köche mit den besten Absichten übergehen Grundlagenschritte, machen Fehler oder setzen zu viel voraus. Sie überwinden diese Limitierungen, indem Sie Ihr Urteilsvermögen oder Ihren "gesunden Menschenverstand" entwickeln. Der Schlüssel ist immer, nach dem Warum zu fragen.

Bevor ich mich an ein Gericht mache, studiere und verinnerliche das Rezept mehrmals. Statt blind Schritten zu folgen, muss ich wissen, warum. Nach dem Kosten des fertigen Produkts denke ich über Wege nach, das Gericht beim nächsten Mal zu verbessern. Wenn es vielversprechend ist, arbeite ich noch einige Male an dem Gericht, bis ich einen wiederholbaren Prozess habe, um das gewünschte Ergebnis zu liefern.

Die besten Kochbücher (zum Beispiel "Ad-hoc at Home" von Thomas Keller) schaffen eine Balance zwischen konkret vorgeschriebenen Schritten und Erklärungen, die dazu dienen, die Grundlagen zu vermitteln. Sie haben mein eigenes Buch inspiriert: Running Lean.

3. Eine starkes Fundament bilden

Das Kochen ist ebenso wenig eine perfekte Wissenschaft wie das Aufziehen eines Unternehmens. Eine Weile fühlte ich mich zur Cooks Illustrated hingezogen, einem Magazin, das aufs Kochen die wissenschaftliche Methodik anwendet. Sie kochen ein und dasselbe Gericht auf mehrere unterschiedliche Arten und Weisen auf der Suche nach der perfekten Methode und machen den Prozess dabei oft viel zu kompliziert. Interessant genug, dass mich ihre Gerichte nie umgehauen haben. Wie bei der Entwicklung eines Produkts verringert sich der Nutzen des Aufwands, wenn Sie von der Optimierung auf Makroebene zur Optimierung auf Mikroebene übergehen, wo Sie dem Produkt tatsächlich Schaden zufügen können.

Wenn ich an der Verbesserung eines Gerichts arbeite, tendiere ich dazu, mich auf die Optimierung meine Basistechniken zu fokussieren und zum Beispiel die besten Wege zu finden, ein Ei zu kochen, Reis zu dünsten oder Hähnchen zu rösten. Nochmals: Ich suche nach einer wiederholbaren Reihe von Schritten, die gute Ergebnisse produziert. Kochen ist die Summe seiner Einzelteile. Für mich sind der beste Ort und die beste Zeit, diese Techniken zu lernen, wenn ich in der Küche stehe und koche – und nicht wenn ich in einem Klassenraum sitze.

4. Ergebnisse messen

Das Tolle am Kochen ist, dass man unverzüglich lernt. Sie kosten das Endergebnis nach 60 oder 90 Minuten Kochzeit und sehen, ob es was taugt. Obwohl Essen mehrere Sinne anspricht, ist der Geschmack der Maßstab für den Erfolg. Das ist etwas, was Iron Chef Bobby Flay nur zu gut versteht. Er hat Siege gegen viele andere eingefahren, die kreativer (und vielleicht besser) sind und die eine eher schöpferische Herangehensweise an ihre Gerichte an den Tag gelegt haben.

Zwei kleine Kinder zu Hause zu haben, macht den Geschmack auch für mich zur Erfolgsmetrik. Meine Frau (die ebenfalls kocht) und ich laden gerne Gäste zum Abendessen ein, und wir haben ein Fünf-Sterne-Bewertungssystem entwickelt, das darauf basiert, wie wahrscheinlich wir dieses Gericht erneut kochen werden und für wen:

  • Fünf Sterne: Beeindruckend. Kann man für jeden kochen.
  • Vier Sterne: Sehr gut. Aber nur für eine bestimmte Art von Gästen.
  • Drei Sterne: Okay. Gut für zu Hause.
  • Zwei Sterne: Nichts Besonderes.
  • Ein Stern: Ich brauche eine Lobotomie!

Glücklicherweise hatten wir bisher nur sehr wenige Gerichte mit einem Stern. Meine Frau, die hier deutlich stärker prozessgesteuert ist, hat in einer Datenbank jede unserer Bewertungen mit einem Verweis auf das Rezept quer-referenziert, sodass wir schnell darauf zugreifen können, wenn wir es brauchen.

5. Improvisieren

Zuerst von anderen zu lernen, ist ein wichtiges Erfordernis, um einen eigenen Stil zu finden. Ferran Adria, der als einer der besten und kreativsten Chefköche der Welt gilt, hat seine Restaurantlaufbahn als Tellerwäscher begonnen; später wurde er Hilfskoch, wo er anfing, klassische spanische und französische Rezepte kennenzulernen und zu verinnerlichen.

Durch Wiederholung, Dekonstruktion und ständiges Experimentieren war er in der Lage, die Essenz eines jeden Gerichts präzise zu extrahieren und sie in seinem einzigartigen dekonstruktivistischen Stil zu präsentieren. Sein früheres Restaurant El Bulli mit 50 Plätzen war nur sechs Monate im Jahr geöffnet und bekam pro Abend 400 Anfragen pro Tisch. In den anderen sechs Monaten experimentierte er mit seinen Gerichten.

"Ein Jazzmusiker kann basierend auf seinen Kenntnissen über Musik improvisieren. Er versteht, wie Dinge zusammenpassen. Wenn ein Koch diese Basis hat, dann wird seine Küche richtig spannend."
Charlie Trotter

6. Flow schaffen

Meist koche ich zwei bis drei Mal pro Woche jeweils 60 bis 90 Minuten. Angesichts dessen, dass ich unglaublich beschäftigt bin, ist etwas Vorausplanung nötig, um das zustande zu bringen. Normalerweise erstelle ich an einem Samstag einen Speiseplan, ehe ich zum Lebensmittelgeschäft fahre. Ich wähle Gerichte danach aus, was ich als nächstes lernen möchte, was Saison hat und was gut zusammenpasst. Ich bemühe mich immer, all die Zutaten, die ich für die verschiedenen Gerichte gekauft habe, aufzubrauchen, und in diesem Zusammenhang stelle ich mich gerne ein paar netten Herausforderungen – dann plane ich zum Beispiel keinen Zwischengang und komme während des Kochens spontan mit einem daher, je nachdem, was Kühlschrank und Vorratskammer hergeben.

Eine Spanne von 60 bis 90 Minuten ist nicht viel Zeit, um zwei bis drei Gänge zuzubereiten, und das erfordert noch mehr Organisation. Die Franzosen haben eine Bezeichnung dafür: "Mise en place" – übersetzt etwa: “Alles an seinem Platz.” Bevor ich mit dem Kochen anfange, gehe ich den Speiseplan durch und visualisiere einen Pfad der geringsten Verschwendung. Warten ist normalerweise die größte Verschwendung und muss vermieden werden. Zum Beispiel braucht Wasser ungefähr fünf Minuten, bis es kocht, Holzkohle braucht etwa eine halbe Stunde, bis man grillen kann. In dieser Zeit sollten Sie etwas anderes tun. Der Schlüssel ist, alle Schritte zum "Fließen" zu bringen.

7. Immer daran denken, warum man es tut

Sie müssen am Prozess genauso viel Freude haben wie am Endergebnis – oder das Ganze entwickelt sich schnell zu einer lästigen Routine, die den Spaß und das Lernen abtötet.

"In guter Gesellschaft guten Wein bei gutem Essen zu trinken, ist eine der zivilisiertesten Freuden des Lebens."
Michael Broadbent

Ash Maurya dishes

Dieser Artikel wurde im Original am 27. April 2011 unter dem Titel How Cooking Made Me a Better Lean Startup Practitioner von Ash Maurya veröffentlicht. Ash Maurya gehört zu den führenden Köpfen der internationalen Gründerszene und ist einer der renommiertesten Experten für Lean Startup und Customer Development. Seinen Weblog finden Sie unter http://practicetrumpstheory.com. Die Website seines Unternehmens Spark59 erreichen Sie unter http://spark59.com. Mehr Fachartikel bietet unser Lean-Special.

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