Lean Startup: Über das Identifizieren der riskantesten Annahmen (Teil 1)

Die wirkliche Aufgabe eines Entrepreneurs ist es, sein Geschäftsmodell mit der Zeit systematisch risikoärmer zu machen.

Während Sie vielleicht richtig begeistert vom Potenzial Ihrer Idee sind, sehen andere nicht, was Sie sehen. Stattdessen sehen sie etwas nicht Getestetes und Riskantes.

  • Sie müssen die Risiken Ihrer Idee minimieren, um künftige Mitgründer davon zu überzeugen, ihre sicheren Jobs aufzugeben und bei Ihnen mitzumachen.
  • Sie müssen die Risiken Ihrer Idee minimieren, um Kunden davon zu überzeugen, Ihrem Produkt statt den bestehenden Alternativen eine Chance zu geben.
  • Und Sie müssen die Risiken Ihrer Idee minimieren, um Investoren davon zu überzeugen, Ihnen Geld zu geben, damit Sie wachsen können.

Die logische Folge daraus ist, dass Sie mit höchster Priorität die Dinge in Ihrem Geschäftsmodell anpacken sollten, die am riskantesten sind – und nicht die, die am einfachsten sind.

Das war die Grundlage des zweiten Metaprinzips, das ich in meinem Buch Running Lean beschrieben habe.

Ash Maurya Assumptions 1

Anzupacken, was am riskantesten ist, ist ein ziemlich einfach zu verstehendes Konzept, aber ironischerweise ist es ziemlich schwer, es in die Tat umzusetzen.

Wenn es nicht gelingt, die Risiken korrekt zu priorisieren, spielt es keine Rolle, wie viele Experimente man durchführt. Man kommt zu suboptimalen Ergebnissen und schafft es nicht, eine bestimmte Erfolgsobergrenze anzubohren.

Ash Maurya Assumptions 2

Deshalb ist das Identifizieren der riskantesten Aspekte die wesentliche Achillesverse des Running-Lean-Konzepts. Ich habe das letzte Jahr mit der Suche nach einer praktikablen Lösung dafür verbracht. Diese Frage ist das Hauptthema meines nächsten Buchs The Customer Factory.

Doch bevor ich zu dieser Lösung komme, wollen wir uns die derzeitigen Ansätze der Risikopriorisierung anschauen und sehen, warum sie zu kurz greifen.

Ansatz 1: Der Intuition folgen

Sie könnten einfach Ihrer Intuition folgen und das testen, wovon Sie annehmen, dass es Ihre riskanteste Annahme ist.

Aber alles zu testen, kostet Zeit, Geld und Mühe und es ist nicht tröstlich zu wissen, dass die inkorrekte Priorisierung von Risiken eine der Hauptursachen für Verschwendung ist.

In anderen Worten: Wenn es Ihnen nicht gelingt zu identifizieren, was am riskantesten ist, läuft es darauf hinaus, dass Sie unnötig Ressourcen verbrennen und auf jene suboptimalen Ergebnisse und endlosen Kreisläufe hinzuarbeiten, die ich schon mehrfach aufgezeigt habe.

Ansatz 2: Mit den drei universellen Risiken beginnen

In den frühen Phasen eines Produkts können Sie darauf setzen, einige universelle Risiken anzugehen, die auf fast jedes Produkt zutreffen: sicherstellen, dass Ihre Kunden/Problem-Annahmen valide sind, sicherstellen, dass diese Probleme einen monetarisierbaren Schmerz repräsentieren (Revenue Stream), und sicherstellen, dass es einen Pfad zu den Kunden gibt oder dass Sie einen bauen können (Channels).

Ash Maurya Assumptions 3

Doch wenn das Produkt reift, gibt es keine zwei Produkte und keine zwei Entrepreneure, die gleich sind.

Was in einer Situation am riskantesten ist, kann in einer anderen nicht das Riskanteste sein – damit wird es unmöglich, einem vorgeschriebenen Weg zu folgen.

Ansatz 3: Mit Fachspezialisten reden

Eine halbwegs gute Lösung besteht darin, mit Fachspezialisten und Beratern zu reden. Das kann helfen, die riskantesten Dinge aufzudecken – vorausgesetzt, Sie haben gute Berater und Sie nutzen sie effektiv statt nur "Erfolgstheater" mit ihnen zu praktizieren.

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Erfahrene Berater sind gut darin, Muster zu erkennen, und wenn mehrere Berater unabhängig voneinander dieselben Bedenken zu Ihrem Modell äußern, ist das ein ziemlich guter Indikator, dass dies eine Untersuchung wert sein könnte.

Aber auch das Gegenteil ist der Fall. Tatsächlich ist es eher normal, selbst von den besten Beratern widersprüchliche Hinweise zu erhalten. Ich habe gesehen, wie das bei einigen der besten Berater der Welt passiert ist.

Am Ende des Tages ist es Ihr und nur Ihr Geschäftsmodell. Denken Sie daran, dass niemand eine Kristallkugel hat und dass eine Taktik, die bei einem Berater funktioniert hat (wie zum Beispiel die Nutzung von AdWords, um Wachstum zu generieren), schon überholt sein könnte.

Also dürfen Sie Ratschlägen nicht einfach glauben, Sie müssen sie immer noch testen. Und wählen Sie die falsche Sache zum Testen, kostet Sie das Zeit, Geld und Mühe.

Während jede dieser Lösungen Sie also ein Stück auf dem Weg voran bringt, ist keine von ihnen idiotensicher. Der Grund dafür ist, dass alle Raten erfordern – entweder raten Sie selbst oder Sie haben jemanden mit mehr Erfahrung als Sie, der rät.

Es gibt einen besseren Weg, der kein Raten nötig macht: die Nutzung eines systembasierten Ansatzes. Mehr dazu im zweiten Teil dieses Artikels.

Dieser Artikel wurde im Original am 8. Mai 2014 unter dem Titel On Identifying Riskiest Assumptions von Ash Maurya veröffentlicht. Ash Maurya gehört zu den führenden Köpfen der internationalen Gründerszene und ist einer der renommiertesten Experten für Lean Startup und Customer Development. Seinen Weblog finden Sie unter http://practicetrumpstheory.com. Die Website seines Unternehmens Spark59 erreichen Sie unter http://spark59.com. Mehr Fachartikel bietet unser Lean-Special.

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