Lean Startup: Knie durchdrücken! (Teil 2)

Im ersten Teil dieses Artikels hat Lean-Startup-Experte Ash Maurya am Beispiel des Yoga erläutert, inwiefern durch den Fluch der Spezialisierung und unangebrachte Angst Gewohnheiten entstehen, die in einem unsicheren Lean-Startup-Umfeld hinderlich sind. In diesem zweiten Teil diskutiert der Autor nun die Möglichkeit von Verhaltensänderungen, indem er auf ein Framework zurückgreift, das der Psychologe BJ Fogg eingeführt hat: Verhalten = Motivation * Fähigkeit * Auslöser.

Motivation

Die erste erforderliche Zutat für eine Verhaltensänderung ist eine Art initiales Auslöse-Ereignis, das die Veränderung motiviert; es bringt uns also dazu, einen besseren Ausgang zu wünschen als gegenwärtig.

Ash Maurya Running Lean Motivation

Hinweis: Vielleicht bemerkt jemand, dass das Bild aus meinem Artikel Die Physik der Kundenakquise stammt. Ja, dieselben Kräfte, die das Kundenverhalten steuern, betreffen auch uns auf einer Metaebene.

Beim Yoga war meine initiale Motivation nicht das Streben nach Spiritualität oder die vielen gesundheitlichen Vorteile. Ich wollte einfach eine effizientere Übungsroutine finden, die in meinen engen Tagesablauf passt. Vor Bikram-Yoga bin ich häufig ins Fitnessstudio gegangen, gelegentlich war ich laufen und habe meditiert. Selbst in einer 90-Minuten-Sitzung ist Bikram gefüllt mit Training, Meditation und Saunagang. Ich habe dem ganzen eine Chance gegeben und bin seitdem süchtig.

Mit Running Lean wurde ich der ein- bis zweijährigen Zyklen von einer Idee bis zu einem Entscheidungspunkt, an dem man das Produkt behält oder es sterben lässt, müde. Ich wurde nicht jünger und hatte mehr Ideen als Ressourcen. Diese Einschränkung motivierte mich dazu, nach besseren und schnelleren Wegen zu suchen, um meine Ideen gründlich zu durchleuchten.

Das Leben ist zu kurz, um etwas zu bauen, das niemand will.

Fähigkeit

Damit ein Verhalten zu einer Gewohnheit geformt werden kann, müssen Sie die hinreichenden Fähigkeiten haben, um die Aktion zu komplettieren. Die Aktion muss nicht notwendigerweise einfach sein. Sie kann Sie sogar ein wenig aus Ihrer Komfortzone holen, aber trotzdem machbar sein.

Viele Yoga-Trainer bitten Anfänger, die Anfangsposition über die ganze Länge der Übung hinweg zu halten. Man steht auf einem Bein und spannt den Quadrizeps an, bis sich die Kniescheibe hebt. Dann hält man diese Position für 30 Sekunden. Klingt einfach, aber nach zehn Sekunden fühlt man, wie sich das Knie zu beugen beginnt, und muss ständig daran denken, das Knie weiter durchzudrücken.

Mit der Zeit entwickelt sich das Muskel-Gedächtnis und man kann anfangen, den Rest der Übung durchzuführen – sich immer noch ständig ins Gedächtnis rufend, die Basis aufrecht zu erhalten, die in sich zusammenfallen will.

In den Beispielen aus Teil eins des Artikels müssen die Aktivitäten an die Fähigkeiten angepasst werden. Ein Entwickler, der eine Verkaufspräsentation abliefert, oder ein Vertriebs-Mitarbeiter, der ein komplettes Feature entwickelt, könnte übers Ziel hinausgeschossen sein. Doch wenn der Entwickler einfach mal die Kunden-Interaktion beobachtet oder der Vertriebler Low-Risk-Änderungen (wie korrigierte Rechtschreibfehler) committet, ist ein erster Schritt zum Aufbau eines Muskel-Gedächtnisses getan. Dann kann das Level durch die Nutzung zusätzlicher Auslöser stufenweise erhöht werden.

Auslöser

Der initiale Auslöser (oder die initiale Motivation) ist zwar der Katalysator, der den Ball ins Rollen bringt, aber damit der Wandel sich wirklich in einem gewohnheitsformenden Verhalten manifestiert, sind periodische und regelmäßige Auslöser nötig, die Sie ständig zurück zu der spezifischen Aktivität bringen.

Hier ist eine meiner liebsten Techniken der Einsatz von Time-Boxing und externer Rechtfertigung. Es ist sehr einfach, sich zu drücken, wenn niemand zuschaut.

Wenn man im Wald scheitert, ist es dann wirklich Scheitern?

Während ich technisch gesehen zu Hause Yoga praktizieren kann, gehe ich doch drei Mal pro Woche ins Yoga-Studio - wegen der externen Rechtfertigung. Kontinuierlich von Trainern auf nicht durchgedrückte Knie hingewiesen zu werden, erschafft einen wiederholbaren Anreiz, der die Wichtigkeit dieser Aktion untermauert. Im Zuge von Running Lean habe ich externe Rechenschaft in meinem Blog mit dem ersten Artikel eingeführt. Die Erwartung, dass ich hier kontinuierlich teile, weil ich über Lean lerne, hat mich angetrieben, mit dem Schreiben (und schließlich dem Lehren) regelmäßig weiterzumachen.

Oft empfehle ich, dass Entrepreneure zuerst ihre eigenen Systeme zur externen Rechenschaft und Reporting-Kadenzen aufsetzen, ehe sie aus genau diesem Grund zu irgend einem Projekt beitragen. Diese periodischen Auslöser bieten eine Gelegenheit für bewusstes Üben, und das ist der Schlüssel, wenn man etwas Neues beherrschen will. Stellen Sie nur sicher, in Sachen Fähigkeiten schrittweise auf ein höheres Niveau zu kommen, nutzen Sie Motivation für Ihr gewünschtes Resultat, die sie antreibt – und Sie werden Ihre Knie in Nullkommanichts durchdrücken.

Dieser Artikel wurde im Original am 25. Juni 2014 unter dem Titel Lock Your Knees von Ash Maurya veröffentlicht. Ash Maurya gehört zu den führenden Köpfen der internationalen Gründerszene und ist einer der renommiertesten Experten für Lean Startup und Customer Development. Seinen Weblog finden Sie unter http://practicetrumpstheory.com. Die Website seines Unternehmens Spark59 erreichen Sie unter http://spark59.com. Mehr Fachartikel bietet unser Lean-Special.

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