UX-Design: Versprechen, Visionen, Szenarien und User-Stories (Teil 2)

Im ersten Teil des Artikels hat der Autor darüber nachgedacht, warum manche Unternehmen ihre Versprechen an die Kunden einhalten und manchen dies nicht gelingt: Auf die Visions-Story hinter dem Versprechen kommt es an. Nun zeigt er Werkzeuge und Methoden auf, mit denen UX-Teams auf die Umsetzung ihrer Visionen und auf das Einhalten ihrer Versprechen hinarbeiten können.

Szenarien bieten Kontext für das Design von Versprechen und Vision

Wenn das Team seine Personas erforscht und Szenarien für seine verschiedenen User sammelt, können sie diese Szenarien in den Rahmen der Perspektive einbetten, den die Visionsgeschichte bietet. Sie können Details ausarbeiten, die nötig sind, um sicherzustellen, dass all die Kleinigkeiten, die ein großartiges UX-Design ausmachen, auch in ihr Design einfließen.

Auf Basis der Nutzerforschung könnte sich das Team des Banking-Systems dazu entscheiden, sich auf eine Persona namens Dianne zu fokussieren, eine alleinstehende Mutter, die in einem kleinen Apartment wohnt und als Anwaltsgehilfin in einer großen Kanzlei arbeitet. Das Team würde essenzielle Details einarbeiten wie etwa ihr Einkommen, ihre Miete und andere feste Ausgaben. Sie würden auch die Ausgaben identifizieren, die in der Regel mit einem Baby einhergehen.

Mit diesen Informationen als Grundlage könnten sie eine Reihe von Szenarien der Visions-Story entwickeln. Ein Szenario könnte den Moment beschreiben, in dem Dianne sich entschließt, Geld für den College-Besuch ihres Neugeborenen zurückzulegen. Ein anderes Szenario könnte einen Monat beschreiben, in dem Diannes Ausgaben hoch genug sind, um ihren Finanzplan zu gefährden. Ein drittes Szenario könnte beschreiben, wie Dianne den Finanzrechner nutzt, um ihre Sparpläne zu justieren.

Jedes Szenario bezieht sich direkt auf die Visionsgeschichte, die wiederum direkt auf die Versprechens-Story zurückführt. Wenn das Team anfängt, an Features zu arbeiten oder Elemente zu designen, die aus den bestehenden Szenarien herausfallen, können sie die Visions-Story nutzen, um den Weg zurück zu finden. (Oder sie können die Visions-Story falls nötig anpassen, um die neuen Features einzugliedern.)

User-Stories verbinden UX-Design und Entwicklung

Die Versprechens-, Visions- und Szenariogeschichten legen den Grundstein für die Entwicklung eines geschlossenen Sets an User-Stories. Mithilfe von User-Stories wählen agile Entwicklungsteams, worauf sie sich in ihren Sprints fokussieren wollen. Sie diktieren, was umgesetzt wird.

Viele Teams nutzen ein ähnliches Format für ihre User-Stories: "Als <Rolle> möchte ich <Aktivität>, um <gewünschtes Ergebnis>." Sie sind einfach zu konstruieren, wenn wir solide Szenarien haben, mit denen wir arbeiten können. Zum Beispiel kann ein Sparhilfesystem User-Stories wie diese haben:

Als Bankkunde möchte ich beschätzen, wie viel Geld ich in 18 Jahren für College-Gebühren brauche, damit ich einen Sparplan aufstellen kann.

Als Bankkunde möchte ich berechnen, wie viel ich jeden Monat sparen muss, damit ich anfangen kann, Geld beiseite zu legen.

Als Bankkunde möchte ich Benachrichtigungen erhalten, wenn mein frei verfügbares Geld knapp wird, damit ich mein Budget für fixe Ausgaben nicht anfasse und meinen Sparplan nicht riskiere.

Das Entwicklungsteam kann diese Stories nutzen, um die Funktionalitäten zu erschaffen, die das Versprechen des Designs wahr machen. Weil das Team harte Arbeit investiert, wenn es die Versprechens- und Visionsgeschichten entwickelt, kann man sehr gut sehen, wie die User-Stories den Entwicklungsaufwand direkt darauf übertragen, wie das Team sein Versprechen an die Nutzer einhalten wird.

Es hören, es erzählen

Damit das funktioniert, muss jeder im Team die Stories so gut kennen wie Rotkäppchen, Hänsel und Gretel und die anderen Geschichten aus der Kindheit. Jedes Mitglied des Teams sollte die Story problemlos nacherzählen können, und das sollte nahezu identisch mit der Version eines jeden anderen Teammitglieds sein.

Das klappt nicht, wenn man die Geschichten aufschreibt und als PDF auf einen Server schaufelt. Das Team muss häufig über sie diskutieren. Die Teammitglieder müssen die Geschichten auch regelmäßig erzählen. Es ist die Wiederholung, die die Stories zum Leben erweckt.

Es ist nicht unüblich, Design-Reviews abzuhalten. Aber wie oft vergleichen wir in diesen Reviews unser UX-Design mit den Szenarien, die dahinter stehen? Was würde passieren, wenn bei der Vorbereitung eines Reviews alle über die Versprechens-, Visions- und Szenariogeschichten redeten, die die Grundlage der UX-Design-Arbeit bilden?

Die Geschichten relevant halten

Den Geschichten eine kontinuierliche Präsenz über das Projekt hinweg zu verleihen, ist essenziell, um sicherzustellen, dass das Versprechen immer im Kopf ist. Verbindungen herzustellen zwischen der täglichen Arbeit und der Versprechens-Story, von der das Team will, dass die User sie erzählen, verleiht der Arbeit Relevanz.

Welche Geschichten erzählen Ihre User heute? Einfache Interviews und andere grundlegende Nutzerforschung können dem Team eine Orientierung dahingehend geben, wo das Produkt oder die Dienstleistung in den Herzen und Köpfen der derzeitigen Kunden und User ist. Von hier aus kann das Team festlegen, wo es gerne hin möchte.

Wenn ein Team das Versprechen seines UX-Designs in seine tägliche Arbeit integriert, ist es auf dem besten Weg, etwas Großartiges zu produzieren.

Dieser Artikel wurde im Original am 1. Oktober 2014 unter dem Titel Promise, Vision, Scenario, and User Stories von Jared M. Spool veröffentlicht. Jared M. Spool gehört zu den führenden User-Experience-Experten unserer Zeit. Seine Website erreichen Sie unter http://www.uie.com. Weitere Artikel von Jared M. Spool finden Sie im Usability-Special von //SEIBERT/MEDIA.

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