//SEIBERT/MEDIA-EM-Tagebuch 2016 – Tag 1

Liebe Freunde der gepflegten Offensiv-Fluidität,

ab heute steigt in Frankreich die 15. Fußball-Europameisterschaft, und pünktlich wie ein Halbzeitpfiff ist es da: euer EM-Tagebuch, das euch durchs Turnier begleiten wird. Von mir erfährt der geneigte Leser an jedem Spieltag jede Menge interessante Dinge, die er wissen muss, und noch mehr Irrelevantes, das er besser schnell wieder vergisst. Bleibt auf Empfang! In diesem Sinne:

Die meisten Spiele, die 1:0 ausgingen, wurden gewonnen. (Günter Netzer)

Die Spiele des Wochenendes

Eröffnungsspiele sind so eine Sache, hängt ihnen doch der Ruf an, oft langweilig und von großer Vorsicht geprägt zu sein. Das mag auch stimmen. Ein Blick in die Statistik zeigt jedoch, dass es in der EM-Geschichte erst einen einzigen torlosen Auftakt gegeben hat: 1964 zwischen Italien und der UdSSR (Italien Sieger durch Münzwurf). Wir dürfen also, wenn vielleicht nicht auf höchste Spielkultur, so doch auf das eine oder andere Tor hoffen. Am liebsten wäre uns natürlich eine Eröffnung wie anno 1960: Frankreich und Jugoslawien trennten sich 4:5.

Und am Sonntagabend greift dann auch schon die deutsche Mannschaft ins Turnier ein, wenn sie in Lille auf die Ukraine trifft. Aber das wird uns am Montag beschäftigen.

Das sind die Spiele des Wochenendes:

Frankreich - Rumänien
Freitag, 10. Juni, 21:00 Uhr, St. Denis

Albanien - Schweiz
Samstag, 11. Juni, 15:00 Uhr, Lens

Wales - Slowakei
Samstag, 11. Juni, 18:00 Uhr, Bordeaux

England - Russland
Samstag, 11. Juni, 21:00 Uhr, Marseille

Türkei - Kroatien
Sonntag, 12. Juni, 15:00 Uhr, Paris

Polen - Nordirland
Sonntag, 12. Juni, 18:00 Uhr, Nizza

Deutschland - Ukraine
Sonntag, 12. Juni, 21:00 Uhr, Lille

Zitate zum Tage

Thema heute: der Gastgeber Frankreich

Ein Lothar Matthäus spricht kein Französisch.

Lothar Matthäus

Ich lerne nicht extra Französisch für die Spieler, wo diese Sprache nicht mächtig sind.

Mario Basler über seinen französischen Teamkollegen Youri Djorkaeff beim 1. FC Kaiserslautern

Vorfreude auf viel Langeweile?

"Die UEFA hat es versaut. So wie sie es immer wieder versauen. Sie haben die EM mit tausenden Mannschaften aufgebläht und ihr die Seele rausgerissen."

Noel Gallagher, Rochmusiker und Fußballfan

Nun steigt sie also, die größte EM aller Zeiten. Das mit der Größe ist wörtlich zu nehmen, denn erstmals umfasst das Teilnehmerfeld 24 Mannschaften - bei 54 europäischen Verbänden insgesamt. Also fast die Hälfte aller UEFA-Nationen mischt mit. Und Holland hat es irgendwie trotzdem geschafft, sich nicht zu qualifizieren.

Damit ist uns ein besonders breites Teilnehmerfeld beschert, und ihr kennt ja diesen Satz mit der Masse und der Klasse. Bevorstehende Vorrunden-Paarungen wie Rumänien - Albanien, Wales - Slowakei, Ukraine - Nordirland oder auch Österreich - Ungarn lassen zwar allerlei erahnen, aber Spitzenfußball ist da eher nicht dabei.

Wird's wenigstens spannend? Tja. Von den 24 Teilnehmern der Gruppenphase erreichen 16 das Achtelfinale (das es erstmals bei einer EM gibt). Es qualifizieren sich also nicht nur die ersten beiden Teams der sechs Vierergruppen, sondern auch noch die vier besten drittplatzierten. Kurz: Man muss verdammt dämlich sein, um nicht ins Achtelfinale zu kommen, und damit, hektisch den Pulsmesser aus dem Arzneischrank zu kramen, können wir wohl noch warten.

Aber schauen wir einfach erstmal. 😀 Und irgendwo hat's auch sein Gutes: Es gibt so viele Spiele wie nie bei einer EM, allein sieben am Eröffnungswochenende! Ein Fest für Fußball-Nerds!

Widmen wir uns ab jetzt also dem schönsten Spiel der Welt!

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Das sagen die Buchmacher

Wer wird's machen? Die Buchmacher sind sich einig und sehen den Gastgeber und Deutschland als Topfavoriten. Entsprechend überschaubar sind die Quoten.

Wer stattdessen beherzt einen Zehner auf Europameister Nordirland oder Albanien setzt, bekommt im Erfolgsfall 3.000 Euro und ein paar Zerquetschte raus - ein veritables Urlaubsgeld. Das sind die Favoriten und Außenseiter:

Mannschaft Quote
Frankreich 4.20
Deutschland 4.75
Spanien 6.00
England 10.00
Belgien 10.00
Italien 15.00
Portugal 19.00
Kroatien 26.00
Österreich 34.00
Polen 41.00
Russland 67.00
Schweiz 67.00
Wales 81.00
Türkei 81.00
Tschechien 101.00
Island 101.00
Schweden 101.00
Ukraine 101.00
Slowakei 151.00
Irland 151.00
Rumänien 201.00
Ungarn 251.00
Nordirland 301.00
Albanien 301.00

Lied zum Tage

Pünktlich zu jedem großen Turnier stehen sie in den Startlöchern - die Songs zum Event, offizielle wie inoffizielle. Die Bandbreite der einschlägigen Nummern reicht regelmäßig vom schalen Seifenblasen-Pop über peinliches Ballermann-Wummern bis hin zum dumpfen Punk-Geschredder direkt aus dem Kellerproberaum, und zu allem Überfluss zerren die großen Sendeanstalten auch noch die Grönemeyers des Landes ins Studio, um uninspirierte Auftragsarbeiten ins Mischpult zu bellen.

Die Qualität all dessen schwankt dann jedes Mal aufs Neue zwischen Rohrkrepierer und Satz mit X - ganz wenige Ausnahmen wie Schwarz Rot Gold von Die Fraktion aus dem Jahr 2008 bestätigen die Regel.

Und wie sieht's dieses Jahr aus? Nun, nicht wirklich besser als sonst. Wir haben pathosgeschwängerten Wolfgang-Petry-Schlager, fremdpeinlichen Malle-Dancefloor, dudelnde S-Bahn-Musikanten, talentfreien Möchtegern-Stadionpop, einmal mehr gibt eine Band die Toten Hosen für Arme, ja, und Grönemeyer hat halt auch wieder irgendwas produziert, bei dem man an alles Mögliche denkt, nur nicht an ein Fußballturnier.

Aber immerhin: Diesmal können wir auf der nach unten offenen Panne-Skala der Fußball-Songs einen klaren Sieger küren! Satire oder wirklich Lack gesoffen? Egal, das ist definitiv der Trash-Song zur EM! 😀 /o\

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Die nächste Ausgabe des EM-Tagebuchs folgt am Montag, den 13. Juni. 😀

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