Schnell Ideen entwickeln, testen und valideren: Unsere ersten Erfahrungen mit Design-Sprints

Bei der Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen kann es immer wieder zu Situationen kommen, in denen das Team Unsicherheit verspürt, in welche Richtung die weitere Entwicklung gehen sollte. Sollen wir eher Weg A oder Weg B einschlagen? Wie viel Potenzial steckt in den verschiedenen eigenen Ideen? Was braucht der Markt wirklich?

Eine solche Unsicherheit über den weiteren Entwicklungsweg in einem unserer Produktteams haben wir zum Anlass genommen, einen Design-Sprint durchzuführen. Dieser Blick über den Tellerrand und die daraus gewonnenen Erfahrungen und Learnings sollten das Team wieder auf einen gemeinsamen Kurs bringen. Und die Aussicht innerhalb von fünf Tagen Klarheit über den weiteren Entwicklungsweg zu gewinnen, erschien sehr vielversprechend.

Was sind Design-Sprints?

Design-Sprints wurden von Google Ventures entwickelt, um möglichst schnell erfolgsversprechende Ideen hervorzubringen und sie bereits in einem frühen Stadium mit echten Usern zu testen. So sollen Risiken und Unsicherheiten im Rahmen der Weiterentwicklung der Produkte oder Dienstleistungen reduziert und Ressourcen, Zeit und Geld eingespart werden. Die in der Regel fünftägigen Design-Sprints basieren auf dem klassischen Design-Thinking-Prozess, bestehen allerdings aus einer klaren Abfolge terminierter Arbeitsschritte.

Im Laufe einer Arbeitswoche erhält das Team, das möglichst interdisziplinär aufgestellt sein sollte, die Möglichkeit, mit unterschiedlichen Stakeholdern (Kunden/Nutzern) zu sprechen, um ihre Bedürfnisse zu erfahren und zu verstehen statt auf Vermutungen angewiesen zu sein. Mit einer gemeinsamen Basis an Informationen und Einsichten werden unterschiedliche Lösungsideen entwickelt und die, die den größten Erfolg versprechen, als Prototypen umgesetzt. Diese gilt es dann am Freitag in einem möglichst realistischen Kontext mit echten Usern zu testen und zu validieren, um am Ende mit höherer Wahrscheinlichkeit das Richtige zu bauen.

Mithilfe etablierter Techniken und Methoden (Interview, Product Map, User-Testing etc.) wird das Team Schritt für Schritt durch den Prozess geleitet. Wir haben uns im ersten Sprint erst einmal an die Empfehlungen von Jake Knapp gehalten und by the book gearbeitet. Je nach Fragestellung und Teamdynamik ist es aber sicherlich sinnvoll, sich freier aus dem Design-Thinking-Methodenkoffer zu bedienen und auch Entwicklungsschleifen zuzulassen.

Um möglichst ohne Ablenkung arbeiten zu können, haben wir versucht, das Team für fünf komplette Tage vom Tagesgeschäft abzuschotten und genügend Platz für kreative und soziale Interaktion und Dokumentation zu bieten. Um die Teilnehmer aus ihrer gewohnten Arbeitsumgebung zu holen, haben wir den Sprint in einer geräumigen Altbauwohnung durchgeführt, die mit Whiteboard, Flipcharts sowie ausreichend Schreibmaterial ausgestattet wurde.

Mit einem Frühstück sind wir jeweils in den Tag gestartet. Am Montag haben wir im Wohnzimmer mit unterschiedlichen Interessengruppen in Bezug auf das Produkt gesprochen und anschließend über alle Räume hinweg unterschiedlichste Ideen entwickelt und präsentiert. Mithilfe von Sketch und InVision ist am Donnerstag schließlich ein klickbarer Prototyp entstanden, den wir am Freitag mit verschiedenen Usern aus der Zielgruppe getestet und mit dem Team über eine Live-Übertragung im Wohnzimmer direkt ausgewertet haben.

Was haben wir gelernt?

  • Ein Design-Sprint kann dabei helfen, das zu betrachtende Problem besser zu verstehen und kreative, innovative Lösungen zu finden.
  • Der Prozess ermöglicht es, verschiedene Perspektiven zu erfahren und von Anfang an zu berücksichtigen.
  • In anderer Umgebung und Atmosphäre zu arbeiten, hilft bei der Fokussierung auf das Thema.
  • Wichtig ist es, immer wieder auf klare Entscheidungen zu pochen, sollte das Team sich z.B. im Hinblick auf Sprint-Fragestellung oder Prototype-Scope nicht festlegen wollen.
  • Ist die Fokussierung nicht scharf genug, kann es passieren, dass sich zu viele Variationsmöglichkeiten bieten. Dies kann das Team dann überfordern oder auch verhindern, dass alle an einem Strang ziehen.
  • Prototyping wollen wir zukünftig viel intensiver nutzen, um Ideen zu validieren, bevor wir mit der finalen zeit- und kostenintensiven Umsetzung starten.
  • Passende Testnutzer in einem doch sehr speziellen Themenbereich zu finden, ist gar nicht so einfach – aber sehr lohnenswert! Die Erkenntnisse kommen in den direkten Gesprächen und bei der Arbeit mit dem Prototyp dann sehr schnell und eindrücklich.

Was wir beim nächsten Mal besser machen wollen?

  • Wir sollten uns vorab auf ein konkreteres Ziel für den Sprint einigen, um gezielter Interview-Partner einladen zu können.
  • Das Sprint-Team muss für die komplette Woche von größeren anderweitigen Verpflichtungen entbunden werden. "Hop on, hop off" funktioniert nicht.
  • Es braucht einen gemeinsam bestimmten "Entscheider", der den Prozess bei schwierigen Entscheidungen beschleunigt. Dieser muss allerdings in allen entscheidenden Phasen anwesend sein.
  • Das Team sollte kleiner und diverser sein. Vier bis fünf Personen erscheint uns eine gute Größe. Wir sollten auf unterschiedliche fachliche Hintergründe und Charaktere achten.
  • Eine Doppelrolle von Facilitator und Teammitglied funktioniert nicht gut.
  • Ganz viel Whiteboard-Fläche ist gut, noch mehr Whiteboard-Fläche ist besser!

Und das Fazit nach den fünf Tagen?

Wir wollen definitiv wieder einen Design-Sprint machen!

   

  

   

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