DACHFest 2018: Erfahrungen und Impressionen von der Konferenz zwischen Technologie, Accessibility und Diversität

Vor einigen Wochen war ich auf dem DACHFest 2018 in München. Es stand diesmal ganz im Zeichen von Diversity und Accessibility. Zunächst hat die Einladung von Google in unserem Team für leichte Ratlosigkeit gesorgt: DACHFest? Offenbar handelt es sich dabei um ein Event in der Tradition der DevFests, aber eben für die DACH-Region - daher auch der Name. Die Veranstaltung ist zwar Google-nah und wird von einigen Unternehmen gesponsert, aber es handelt sich nicht um ein konkret von Google organisiertes Format.

Das Ganze sollte also weniger werblich sein, und mit den Themen Diversity und Accessibility habe ich mich auch noch viel zu wenig beschäftigt. Okay, da fahre ich hin und werde dann intern und gerne auch öffentlich berichten - so waren wir im Team verblieben. Gesagt, getan.

Hintergrund

Rund eine eine Milliarde Menschen auf dem Planeten Erde sind beim täglichen Gebrauch des Internets in der einen oder anderen Weise auf das angewiesen, was man auf Englisch so schön Accessibility nennt: Zugänglichkeit. Darunter sind fast 300 Millionen taube und hörgeschädigte Menschen. Ähnlich viele sind blind oder sehbehindert. Das ist jeweils ungefähr die Größenordnung der Bevölkerung der Vereinigten Staaten. Jeder zwölfte Mann ist farbenblind. Menschen werden ohne Hände geboren, entwickeln Parkinson oder verlieren durch Unfälle oder in Kriegen ihre feinmotorischen Fähigkeiten.

Es gibt also ein sehr großes Publikum, für das man Accessibility im Kopf haben sollte, weil es unsere Produkte sonst vielleicht gar nicht verwenden kann. Gleichzeitig ist es oft gar nicht so einfach, Ressourcen zum Thema zu finden, wenn man speziell über Website-Interaktivität reden möchte.

Dazu möchte ich Ihnen ein Schlagwort an die Hand geben: a11y. Wie i18n und w3c ist a11y ein Numeronym. Auf das A in Accessibility folgen elf weitere Buchstaben (11) und dann ein Y. Außerdem sieht a11y aus wie das englische Wort Ally - und Verbündete zerfleischen sich nicht gegenseitig, sondern wollen die Sache gemeinsam voranbringen.

Ich musste ein bisschen schmunzeln, als ich diese Erklärung von einer Teilnehmerin gehört habe. Die Diskussion um Diversity und vor allem der mittlerweile negativ behaftete Begriff "Social Justice Warrior" haben Spuren hinterlassen. Solange dadurch die Sache an sich gestärkt wird, ist das aber vielleicht auch gar nicht so schlecht.

Schnittstelle zwischen Gesellschaft und Web-Technologie

Apropos Diversity: Das war der Hauptfokus der Opening Keynote. Sasha Romijn erzählte von ihrer Reise durch die Transition zur Frau und zur Stroopwafel-Magierin in der Secret Society of Happiness. Glücklicherweise wurden die Talks aufgezeichnet; ich wüsste gar nicht, wie ich dem kraftvollen Eindruck, den Sasha hinterlassen hat, in Form einer Zusammenfassung gerecht werden sollte.

DACHFest 2018

Nicht alle Talks dieser Art waren allerdings so schwere Kost: Stephanie Nemeth hat sich ihre eigene Smart Fashion gebaut - oder Haute Codeture, wie sie es nennt. Dann ist sie nachts eine belebte Straße entlanggelaufen, während das Internet entscheiden konnte, wie ihr Outfit aussehen würde. Und dabei ist sie eigentlich ganz introvertiert. Internet of Things mal ganz anders!

DACHFest 2018

Inspirierende Tech-Talks

Es gab aber auch jede Menge Talks zu technischen Fragen - beispielsweise zu den Themen Web und USB-Konnektivität, Gehirnaufzeichnungen via JavaScript, WebAssembly und VR im Browser. Das sind alles Themen, die vielleicht weniger mit Accessibility und Diversity zu tun haben, aber dafür auf einer Tech-Konferenz gute Impulse setzen können. Ich bin dankbar, hier nun ein bisschen mehr Wissen im Hinterkopf zu haben. Insbesondere WebAssembly scheint mir auch für unser eigenes Unternehmen spannend zu sein.

Sämtliche Talks sind hier zum Nachschauen zu finden. Es waren zu viele Gute dabei, um sie hier alle angemessen zu würdigen, aber auf ein paar Vorträge möchte ich doch kurz eingehen.

Der für mich wichtigste Vortrag und derjenige, der mich damals überzeugt hat, definitiv aufs DACHFest zu fahren, war der von Carolyn Stransky. Eigentlich ging es um a11y-kompatible Dokus - aber letztlich steckte in diesem Talk so viel drin, was man auch direkt für Endnutzer-Websites verwenden kann, dass ich mich entschieden habe, die Tools, die Carolyn angesprochen hat, in unserem nächsten Hackathon mal gegen unsere Produkte laufen zu lassen, um zu sehen, wie wir diesbezüglich eigentlich so dastehen.

DACHFest 2018

Weitere inhaltliche Schlaglichter

Hervorheben möchte ich den - sagen wir: politisch beeindruckendsten Talk des DACHFests: Hawra Milani erzählte von ihrer Zeit im Irak, wo sie eine Google Developer Group für interessierte Frauen vor Ort aus der Taufe gehoben hat. Inspirierend!

Etwas überrascht war ich von ein paar Management-Talks, die sich vor allem um Inklusivität drehten. In A Quick Start Guide to Management, gehalten von Jessica Rose, waren so viele Wahrheiten verpackt, dass ich mir das sicherlich nochmal anschauen muss, um alles aufzunehmen.

Am zweiten Tag hatte Enrico Foschi ebenfalls eine interessante Überraschung parat: Er erklärte, wie man quasi wissenschaftlich motiviert Mitarbeiter besser einsetzen kann, die es sonst schwerer haben (Depressive, ADHD-Geplagte, Menschen mit Angststörung). Sein Fazit: Auch Neurodiversität verdient Inklusivität.

Der Tag zwei hatte mit der Closing Keynote dann noch einen späten Höhepunkt in petto, für die kein Geringerer als David Hogue die Bühne enterte. Mächtig vorgetragen berichtete er von Googles Bemühungen, den Menschen Mittel an die Hand zu geben, um sich gegen FOMO, die "Fear Of Missing Out", zu wehren. Die Session kann man sich getrost auch ansehen, wenn man einfach nur gerne gute Vorträge anschaut.

DACHFest 2018

Fazit

Insgesamt hat sich der Trip nach München auf jeden Fall gelohnt, und auch wenn wir in unserem Google-Team bei //SEIBERT/MEDIA derzeit gut ausgelastet sind mit Dingen, die wir teils noch lernen müssen, freue ich mich doch, dass hier noch mehr Impulse auf mich eingeprasselt sind - zum Beispiel von Mirjam Bäuerlein, die eine Plattform für Menschen wie mich geschaffen hat, damit sie mit weniger Angst auf mehr Konferenzen gehen können. Ich habe von der Software-Craftsmanship-Bewegung erfahren. Und außerdem habe ich mein Thema für den kommenden internen Hackathon gefunden.

Ich wusste vorher schon, dass Accessibilty und Diversity wichtige Themen sind. Jetzt weiß ich auch, was die Worte wirklich bedeuten und dass es zwar komplex, aber nicht notwendigerweise schwer ist, sich ihrer angemessen anzunehmen.

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