Scrum Day 2019: Learnings zu Führung, Entscheidungsfindung und Done-Inkrement

Ich bin inzwischen ein regelmäßiger Gast beim Stuttgarter Scrum Day, der quasi bei mir um die Ecke stattfindet und mir bisher stets Inspirationen und Aha-Momente geboten hat. Auch in diesem Jahr war ich dabei und möchte hier einen kurzen Überblick über die Themen und die interessantesten Impulse geben.

Führung

Der Maschinenbauer Trumpf hatte einen Slot zum Thema Führung, der glücklicherweise kein klassischer "Transformationsvortrag" war, sondern einen Aspekt der praktischen Organisation herausgestellt hat: die Trennung von disziplinarischer und fachlicher Führung.

Die Idee dahinter ist, dass sich der Product Owner fokussiert um das Produkt kümmert und es eine weitere Instanz gibt, die sich beispielsweise mit Gehaltsfragen beschäftigt (bei Trumpf der Agile Manager). Interessant!

Als Randthema von Leadership hat Miriam Sasse ihr Resilienz-Modell KANOSSA vorgestellt, einen Baukasten für Projektmanagement-Techniken.

Dan Mezik ist in seiner Open-Space-Keynote auf die Methode der einladenden Führung eingegangen. Dabei geht es im Kern darum, nichts zu verordnen, sondern Angebote und Einladungen zu verteilen. Das soll sich so auswirken, dass sich jedes Individuum ernst genommen fühlt und frei entscheiden kann, ob es zum Beispiel an einem Meeting teilnehmen möchte. Diesen Gedanken hat Dan schließlich weiter in Richtung Entscheidungsfindung geführt.

Entscheidungsfindung

Werden laut Dan Mezick Entscheidungen Top-down gefällt, stoßen sie unter Umständen auf Widerstand. Die Team-Autonomie belässt dagegen viele Entscheidungen im Team; das steigere die Motivation und jeder fühle sich eingebunden.

Auch Jeff Sutherland ist in seiner Scrum-Keynote auf diese Facette eingegangen und hat bei Entscheidungen Team-Autonomie und kurzen Wege innerhalb des Teams in den Vordergrund gestellt. Lange Entscheidungsfindungen seien nicht immer notwendig und hinderten Teams daran, Dinge "done" zu kriegen. Im skalierten Kontext könne natürlich nicht jedes Team völlig unabhängig entscheiden, aber dennoch sollten die Schleifen so klein wie möglich gedreht werden.

Das Done-Inkrement

Der Vortrag von andrena Objects hat das Done-Inkrement als den Erfolgsfaktor in Scrum hervorgehoben. In dieselbe Kerbe haben Thomas Schissler und Peter Götz geschlagen. Auch Jeff Sutherland hat in seiner Keynote auf diesen Umstand hingewiesen: Ein auslieferbares Inkrement in jedem Sprint bedeute Fortschritt und erzeuge schnelles Feedback.

In diesem Zusammenhang sei es wichtig, den Fokus auf die Umsetzung zu lenken sowie organisatorisch und technisch auf das Ziel "Getting things done" ausgerichtet zu sein.

Immer wieder ist das Stichwort DevOps gefallen, was eigentlich nicht als dedizierten Rolle zu verstehen sei, sondern als Mindset, das alle Beteiligten verinnerlicht haben sollten.

Mit der Planung vor der Umsetzung haben sich zwei Talks beschäftigt: Stolperfalle Refinement und Sprint Planning. Im Refinement-Slot wurden die INVEST-Kriterien, das Pareto-Prinzip und unterschiedliche Techniken, um Stories zu splitten, aufgezeigt. Die einfache Gleichung: kleinere ausformulierte Stories = schnellere Umsetzung = schnellere Auslieferung. Im Vortrag zu Sprint Planning ging es vor allem um den Task-Breakdown, der häufig zu einer eher langweiligen "Copy/Paste"-Aktion mutiere und wenig Mehrwert schaffe. Sprecher Sebastian Bauer (Mein Scrum ist kaputt!) hat dafür plädiert, weniger in Tasks zu denken und stattdessen mehr über die technische Umsetzung und mögliche Hindernisse zu sprechen.

Nützliche Erfahrungen

In diesem Jahr war ich zwei Tage lang auf dem Scrum Day und kann sagen, dass sich das auch gelohnt hat. Es habe einige Denkanstöße und neue Aspekte mitgenommen und auch der Austausch mit anderen Leute war spannend. Das Motto "Scrum ist ein Hilfsmittel, die Welt zu verändern" ist inspirierend und es ist schon toll zu sehen, wo Scrum überall hilft, Dinge besser zu machen. Dennoch wird die Welt alleine durch Scrum sicherlich kein Paradies. 😉

In meiner Open-Space-Session "Remote Scrum Teams" war ich überrascht, wie viele Teams verteilt arbeiten. Das nimmt teilweise krude Formen an. (Scrum-Teams werden gesplittet und teilweise nach Rumänien "outgesourced".) Die Probleme mit Remote waren fast durchweg dieselben - das ist erstmal beruhigend. Und tatsächlich hatte wohl jemand meine Artikel zum Thema hier im //SEIBERT/MEDIA-Blog gelesen. 😀 (Auf der Wiesbadener Konferenz Tools4AgileTeams habe ich letzten Herbst auch einen entsprechenden Vortrag gehalten; hier ist die Aufzeichnung der Session.)

Beim Aspekt Führung sind wir im Unternehmen meines Erachtens schon recht weit und entwickeln viele der angesprochenen Dinge schon länger weiter. Entscheidungsfindung war und ist immer mal wieder ein kontroverses Thema und gerade im skalierten Kontext ein spannendes Feld.

Beim "Done-Inkrement" sehe ich für uns noch weiteren Lernbedarf. Auch in unseren Produkt-Teams sollte der Fokus in jedem Sprint darauf liegen, ein Release-fähiges Produktinkrement zu produzieren. Dazu haben wir viele kleine Stellschrauben und müssen insbesondere bei Themen wie Tracking und Nutzer-Feedback noch besser werden, um zukünftige Entscheidungen auf Basis dieser Daten zu fällen.

Froh bin ich wiederum darüber, dass wir in jedem der betreffenden Teams Scrum Master haben, die sich um diese Aufgaben federführend kümmern und in ihrer Gilde zu übergreifenden Themen austauschen können.

Nächste Jahr möchte ich wieder zum Scrum Day gehen. Es wird sich bestimmt wieder lohnen!

Konferenz Tools4AgileTeams 2019 mit dem Schwerpunkt "Tools & Führung"

Am 21. und 22. November 2019 findet in Wiesbaden die achte Ausgabe unserer Konferenz Tools4AgileTeams statt - in diesem Jahr mit der Schwerpunkt "Tools & Führung". Wenn Sie sich für den Scrum Day interessieren, dürfte auch unsere Agile-Konferenz Gewinn für Sie abwerfen! Aktuell gibt es Tickets zum günstigen Early-Bird-Tarif. Oder würden Sie gerne Ihre eigenen Erfahrungen teilen? Der Call for Sessions läuft und Sie können Ihr Thema jetzt einreichen! Alle Details zur Konferenz finden Sie auf der Website zur Tools4AgileTeams.

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Weiterführende Infos

Tools4AgileTeams 2019: Der Call for Sessions läuft – jetzt Vortragsthemen zu Tools und Führung einreichen!
Inside Agile: Phasen der Transition zum agilen Unternehmen
Bottom-up trifft Top-down: Zusammenarbeit und Führung verändern
Der Weg zur agilen, lernenden, dynamikrobusten Organisation

Bilder von oben nach unten: Miguel Á. Padriñán (Pexels Lizenz), Engin Akyurt (Pexels Lizenz), Pixabay (CC0-Lizenz)


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