Lean Innovation: Vitamine haben kein Trigger-Event (Teil 2)

Teil 1 dieses Artikels.

Die durchschnittliche Zeit bis zum Erreichen von Product/Market Fit beträgt ungefähr zwei Jahre und 80 Prozent aller Startups kommen nie dorthin. Das bedeutet, dass meistens die "Amtsinhaber" am Markt naturgegeben die größeren Gewinnchancen haben – außer eine externe Veränderung wirft den Amtsinhaber aus der Bahn..

Das führt uns zu Vitaminen.

Vitamine versus Schmerzmittel

Was bringt uns dazu, Vitamine zu kaufen? Wann hören wir auf, Vitamine zu nehmen? Es gibt für beides keine klaren Trigger-Ereignisse. Deshalb gehören Vitamine zur Nice-to-have-Produktkategorie.

Wenn wir ein Vitaminpräparat entwickeln, müssen wir die Hürde nehmen, den Kunden zu stören und ihn zu triggern, das Produkt zu kaufen. Keine leichte Aufgabe.

Nehmen wir andererseits ein Schmerzmittel. Wenn uns etwas wehtut, wandert das Auftreiben eines Schmerzmittels rasch den Entscheidungsbaum nach oben und wird schnell zur Top-Priorität.

Wenn wir ein Schmerzmittel entwickeln und wenn unsere Kunden Schmerz verspüren, kommen sie auf uns zu und sehen das Medikament als Must-have-Produkt an.

Vitamine sind zwar erstrebenswert, aber Schmerzmittel sind Problemlöser. Außerdem motiviert das Eliminieren von Schmerzen Kunden stärker als andere Dinge.

Welche Lehren ziehen wir daraus?

Jeder Produktwechsel erfordert ein Trigger-Event. Meistens müssen Startups die mühsame Aufgabe annehmen, über ihre Marketing-Botschaften unterbrechungsgesteuerte Trigger-Ereignisse zu erschaffen. Wahrlich keine leichte Aufgabe.

Aber hin und wieder geraten wir an intrinsische Trigger-Ereignisse. Diese Arten von Auslösern fordern den alten Weg heraus oder brechen offen mit ihm. Sie erschaffen eine zusätzliche helfende Kraft, die zu mehr Motivation führt und den Kunden den Berg hinauf drückt – und damit verkleinern sie die "Wechselgraben" zwischen dem alten und dem neuen Weg.

Krisen sind intrinsische Trigger-Ereignisse. Es liegt in der Natur von Krisen, dass sie den Status quo herausfordern und für einen zusätzlichen Veränderungsschub sorgen. Genau deshalb eröffnen sie massive Möglichkeiten für Innovation.

Eine neue Normalität

Innerhalb weniger Monate hat Covid-19 mit vielen alten Wegen gebrochen und das Kundenverhalten in zahlreichen Bereichen verändert: Reisen, Essen, Bildung, Arbeit, Unterhaltung – um nur ein paar zu nennen. Das sind Milliarden-Branchen.

Der zusätzliche Schub hat das Tempo der Adaption neuer Wege selbst in traditionell bürokratischen oder konservativen Branchen beschleunigt.

Es ist zwar noch zu früh, Startup-Gewinner auszurufen, aber hier ist eine Liste mit Produktsiegern, die seit Beginn der Pandemie eine explosionsartige Zunahme im Hinblick auf Traction verzeichnet haben: Amazon, Zoom, Netflix, Peloton, Spotify.

Warum? Weil sie alle am richtigen Ort waren, als der alte Weg zusammenbrach.

Es gibt viele noch zu entdeckende neue Möglichkeiten. Aber das erfordert eine neue Perspektive.

Ein Black-Swan-Ereignis

Anders als alle anderen Krisen zuvor ist diese Krise einzigartig. Covid-19 spielt eine globale Rolle und tangiert acht Milliarden Menschen gleichzeitig.

Wenn wir etwas entdecken, das in unserem Hinterhof funktioniert, könnte das potenziell in allen Hinterhöfen funktionieren. Also müssen wir von Tag eins an größer denken.

Geschwindigkeit ist immer der unfaire Vorteil eines Startups gewesen. Das ist heute sogar noch wichtiger. Zwar haben viele Platzhirsche mit der Adaption und dem reinen Überleben zu kämpfen, doch die größere Herausforderung beim Abgreifen von Marktanteilen bilden andere Startups, die dieselben Möglichkeiten anvisiert haben wie wir.

Die neuen Gewinner werden diejenigen sein, die angesichts extremer Unsicherheit schnell lernen, iterieren und adaptieren.

Bereit für die Herausforderung?

Wir sind da, um zu helfen. In unserem kostenfreien Grundlagenkurs lernen Sie, angesichts von Black-Swan-Ereignissen wie Covid die Möglichkeiten einzuschätzen, ein neues Produkt zu positionieren und schnell in Richtung Traction voranzukommen.

Dieser Artikel wurde im Original am 10. Juni 2021 unter dem Titel Vitamins Don't Have a Triggering Event von Ash Maurya veröffentlicht. Ash Maurya gehört zu den führenden Köpfen der internationalen Gründerszene und ist einer der renommiertesten Experten für Lean Startup und Customer Development. Die Website seines Unternehmens LEANSTACK und seinen Blog erreichen Sie unter http://leanstack.com. Mehr Fachartikel bietet unser Lean-Special.

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