Ansätze der Agile-Skalierung: SAFe versus Spotify

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Wenn man den großen Umfang vieler Projekte bedenkt, die Enterprise-Unternehmen planen und umsetzen – mit teamübergreifenden Produkten, mehreren involvierten Unternehmensbereichen, Hunderten oder gar Tausenden beteiligten Mitarbeitenden –, wird schnell deutlich, dass Scrum ohne Anpassungen früher oder später nicht mehr effektiv sein wird.

Für solche Szenarien gibt es diverse Skalierungsansätze, um agile Methoden über einzelne Teams hinaus auf höhere Ebenen zu heben. Einer ist das Scaled Agile Framework (SAFe), ein anderer das Spotify-Modell. Sehen wir uns die Gemeinsamkeiten und Unterschiede einmal an.

Die Ursprünge und Ziele

Scaled Agile ist im Kern (und unabhängig von der Methodik) ein Ansatz, der Prinzipien, Prozesse und Praktiken vereint, um agile Methoden in größeren und großen Organisationen zu adaptieren. Er umfasst Elemente von Lean Start-up über Kanban bis Scrum, die angepasst werden, um hochqualitative Produkte und Dienste auf großer Skala schneller auszuliefern.

Das Scaled Agile Framework wurde mit der ersten Iteration im Jahr 2011 eingeführt. Damit wollten seine Begründer, Dean Leffingwell und Drew Jemilo, eine Methodik entwickeln, die anders als die Projektmanagement-Praktiken jener Zeit war. Die zunehmende Geschwindigkeit, mit der sich Marktbedingungen und Wettbewerbssituationen in vielen Branchen änderten, hatte die bestehenden Methoden längst an ihre Grenzen gebracht.

Etwa zur selben Zeit wurde das Spotify-Modell bekannt. Henrik Kniberg und Anders Ivarsson wollten ein leichtgewichtiges, schlankes Framework entwickeln, um den Siloeffekt zu eliminieren, mit dem sich viele Teams in größeren Organisationen konfrontiert sahen. Das Modell betont die Wichtigkeit der Kultur und wird in Form von Squads, Tribes, Chapters und Guilds implementiert. Die Basis des Modell bilden Squads, die im Grunde Scrum-Teams entsprechen.

Differenzierung

Eine wichtige Differenzierung zwischen SAFe und Spotify besteht darin, dass SAFe (wie der Name schon sagt) ein Framework und sehr spezifische Empfehlungen für die Implementierung bietet, während Spotify einen offeneren, schlankeren Ansatz liefert, der die Implementierung weniger spezifiziert. Hier ist eine Zusammenarbeit mit Agile Coaches ein sinnvoller Weg, während SAFe zertifizierte SAFe Program Consultants und Release Train Engineers voraussetzt.

Im Vergleich ist das Spotify-Modell gar kein Framework; vielmehr repräsentiert es die Sicht einer Organisation auf die Skalierung sowohl aus einer technischen als auch aus einer kulturellen Perspektive. Der Fokus dreht sich mehr um die Organisation von Arbeit und liegt weniger auf spezifischen Praktiken der Adaption.

In traditionellen Skalierungs-Frameworks erfolgt die Implementierung über die Adaption spezifischer Praktiken und Elemente - in SAFe beispielsweise die Agile Release Trains oder das PI-Planning. Spotify dagegen konzentriert sich darauf, wie das Business sich selbst strukturieren kann, um Agilität zu erreichen. Autonomie wird dabei sehr stark betont, sodass beispielsweise jedes Team (Squad) sein eigenes Framework - wie Scrum oder Kanban - wählen kann. Auf einer größeren Skala sind Squads weiter in Tribes, Chapters und Guilds organisiert mit dem Ziel, Alignment herzustellen und das Teilen von Wissen zu erleichtern.

Bei alldem ist es wichtig zu verstehen, dass es bei einer solchen Gegenüberstellung keinen klaren "Gewinner" geben kann. Was in der einen Organisation mit ihrer individuellen Kultur gut funktioniert, klappt in einer anderen womöglich überhaupt nicht. Sowohl SAFe als auch Spotify haben ihre Vorteile und ihre Herausforderungen.

Eine neue Evolutionsstufe von SAFe

Die aktuelle Version von SAFe ist das Release 5, das im Januar 2020 veröffentlicht wurde und sieben Kernkompetenzen in den Fokus rückt:

  • Lean-Agile Leadership
  • Team- und technische Agilität
  • Agile Product Delivery
  • Enterprise Solution Delivery
  • Lean Portfolio Management
  • Organisatorische Agilität
  • Continuous-Learning-Kultur

Bei einer guten Planung versetzt SAFe jede Organisation in die Lage, ihre eigene unikale Implementierung und Konfiguration zu etablieren und von den kombinierten Vorteilen von Agile, Lean und DevOps zu profitieren. Ein unternehmensweiter Entwicklungsprozess in Form eines oder mehrerer Agile Release Trains bringt die Maschinerie ins Rollen und hält sie am Laufen, während sie die Zyklen aus Definition, Entwicklung, Validierung, Release und Wiederholung durchläuft.

SAFe verwendet gut dokumentierte und wiederholbare Prozesse. Spezifische Agile- und Lean-Praktiken stellen sicher, dass alle Teams sich auf ein gemeinsames Ziel fokussieren und dass jede einzelne Person versteht, was im Unternehmen gerade entwickelt und ausgeliefert wird.

Das Scaled Agile Framework hat sich längst weltweit durchgesetzt und ist in über 20.000 Organisationen quer durch alle Branchen zum Standard geworden, unter anderem bei FedEx, Chevron, Nokia Software, American Express, Allianz, TV Globo, MetLife, Lockheed Martin oder Bosch. Sie profitieren von einer engeren Mitarbeiterbindung und gestiegener Produktivität bei kürzeren Durchlaufzeiten und weniger Produktdefekten.

Agile-Skalierung SAFe

Auswirkungen der Implementierung von SAFe, (c) Scaled Agile Inc.

Angesichts der Vorteile, die die Agile Skalierung mit SAFe bietet, liegt es für immer mehr Unternehmen nahe, sich intensiver in die Materie einzulesen und erste Schritte der Implementierung zu evaluieren. Die Komplexität des Vorhabens ist in der Tat hoch, doch es gibt Partner und Lösungen, die die Chancen auf eine erfolgreiche und profitable Transition von Scrum zu SAFe erhöhen.

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