Aufstehen, Mädels! Wie geht es unseren Seibert-Bienen nach dem Winter?

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“Aufstehen, Mädels!” – Auch, wenn das nach einem typischen Morgen in irgendeinem Kinderzimmer klingt, befinden wir uns tatsächlich gerade auf unserem Seibert-Acker und rufen nach unseren Bienenvölkern.

Nach einem kalten und grauen Winter starten wir nun in den März: Die Tage werden heller, die Sonne gewinnt an Kraft und die Natur ringsherum erwacht zu neuem Leben. So richtig wach werden müssen unsere Honigbienen aber gar nicht. Anders als die meisten Insekten halten sie nämlich keinen tiefen Winterschlaf.

Unsere Winterbienen erwachen aus ihrem leichten Winterschlaf.

Einmal warmhalten, bitte!

Im Spätsommer und Herbst schlüpfen die sogenannten Winterbienen. Sie haben (anders als ihre Frühjahrs- und Sommergeschwister) erst einmal keinen expliziten Sammel- und Bauauftrag. Ihr Hauptauftrag ist es, das Bienennest mit ihrer Königin über den Winter zu bringen. Konkret heißt das, die Innentemperatur im Stock auf mindestens 10 Grad Celsius zu halten. Dafür bilden die Winterbienen eine Kugel, in der die außen sitzenden Bienen mit ihren Flugmuskeln vibrieren und so Temperaturen von bis zu 30 Grad Celsius erzeugen können. Dabei wird regelmäßig von Innen nach Außen durchgetauscht.

Ein nicht ganz einfacher Job, der viel Energie in Form von Zucker benötigt. Diesen beziehen die Bienen normalerweise aus dem gesammelten Honig oder – wenn wir als Imker*innen diesen geerntet haben sollten – aus dem im Herbst gefütterten Zuckersirup. Genau diese Lebensweise mit der Vorratshaltung von Honig macht die Honigbienen ja überhaupt erst interessant für uns Menschen. Dieses doch sehr eintönige Anforderungsprofil hat den Vorteil, dass die Lebenserwartung der Winterbienen mit drei bis vier Monaten deutlich höher ist als die der Sommerbienen. Letztere kommen mit ihrem Knochenjob nämlich nur auf ca. vier bis fünf Wochen.

Wie geht es denn nun unseren Seibert-Bienen?

Jedes Jahr fragen sich alle Imker*innen in Deutschland: "Hat das Futter über die Monate gereicht? Haben es genug Winterbienen geschafft? Lebt das Volk überhaupt noch?" Ein häufiges Öffnen der Beutendeckel ist zwar sehr verlockend, um die eigene Neugier zu befriedigen – ist aber natürlich hoch kontraproduktiv. Warum? Mit jedem Öffnen verpufft die angestaute Wärme innerhalb weniger Sekunden. Das Volk "tot gucken" – ein leider stark verbreitetes Phänomen unter Imker*innen, die erst neu dabei sind.

Jetzt in den ersten warmen Tagen kann man aber bereits am Flugloch erkennen, wie es um unsere Schützlinge steht. Die ersten Bienen kommen zu ihren Reinigungsflügen heraus (wie du dir denken kannst, gibt es keine Toiletten im Stock) und es wird nach den ersten Frühblühern gesucht. Schneeglöckchen, Haselnuss und Salweide eröffnen langsam das Buffet und liefern Eiweiß in Form von Pollen. Diese benötigt das Volk, um die erste Generation neuer Arbeiterinnen zu versorgen, die nun langsam schlüpft und die Winterbienen ablöst.

Eine sehr spannende und kritische Phase im Bienenjahr: Fängt unsere Königin aufgrund milder Winter zu früh mit der Eilage an und kommt es zu erneuten längeren Kälteeinbrüchen, wird zu viel Energie verbraucht, wodurch die restlichen Vorräte in den Waben rasant zu Neige gehen. Dadurch droht ein später Hungertod auf der Zielgeraden. Leider ist eines unserer Völker bereits Mitte Februar verhungert und hat den Winter nicht überlebt. Die anderen vier Völker haben besser mit ihrem Futter haushalten können und gehen bereits langsam wieder in die Brut.

Frühlingsanfang: Eine sehr spannende und kritische Phase im Bienenjahr.

Ich, Tom, überwache die vier Völker aktuell eng und stehe im Notfall mit Honig-Puderzucker-Notrationen bereit. Alle sehen derzeit sehr gut aus und wir sind guter Dinge, dass sie sich in den nächsten zwei Monaten zu großen und starken Völkern entwickeln werden.

Ab April können auch die Seibert-Media-Mitarbeiter*innen wieder mit auf den Acker kommen und auch einmal in meine Imkerei hineinschnuppern. (Anmerkung: Wir können es kaum erwarten! 🐝)

Checke ganz einfach den aktuellen Zustand unserer Bienenstöcke

Wenn du Lust hast, die Entwicklung von Bienenkönigin Elisabeth III. und ihrem Staat live zu verfolgen, schau doch mal auf unserem Grafana-Dashboard vorbei.

Unser HoneyPI ist wieder online und funkt regelmäßig das Gewicht sowie die Außen- und Innentemperatur an uns. Hier kannst du in den nächsten Wochen verfolgen, wie die Masse langsam, aber stetig zunimmt. Dabei handelt es sich natürlich noch nicht um Honig, sondern um die erste Generation schlüpfender und wachsender Arbeiterinnenlarven.

Wie geht es den Bienen aktuell? Hier kannst du immer das Gewicht des Bienenstocks und die Temperaturen checken.

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