Die 6 Fallen des Atlassian Marketplace: Worauf solltest du bei der App-Wahl achten?

Die 6 Fallen des Atlassian Marketplace: Worauf solltest du bei der App-Wahl achten?

Der Atlassian Marketplace ist die digitale Einkaufsstraße für Erweiterungs-Apps und Integrationen für sämtliche Atlassian-Produkte. Egal, ob du nach einem Tool suchst, das dir zusätzliche Features für spezielle Use Cases bietet, das dir manuelle Arbeit abnimmt oder das eine Einbindung einer spezifischen Drittanwendung ermöglicht – hier findest du fast immer eine passende Lösung. Klingt ziemlich einfach. Aber stimmt das denn überhaupt? Kannst du einfach nach deinem Anwendungsfall oder Problem suchen und der Atlassian Marketplace spuckt dir direkt das für dich perfekte Tool aus?

Wie du vielleicht schon am eigenen Leib erfahren musstest, gestaltet sich die App-Suche im Marketplace leider nicht ganz so einfach. Und im Worst-Case-Szenario stellt sich die neue App später sogar als kompletter Fehlkauf heraus. Denn wie heißt es so schön? Nicht alles, was glänzt, ist Gold. Oder wie es in diesem Fall heißen müsste: Nicht jeder hoch gerankte Suchtreffer ist auch wirklich ein gut geeignetes Tool für dein individuelles Anliegen.

Deswegen wollen wir uns heute mit den sechs “Fallen” des Atlassian Marketplace beschäftigen. Denn manche der dort ausgewiesenen Indikatoren können zwar großen Einfluss auf deine Entscheidung haben – aber sie sind unter Umständen auch geeignet, dich auf die falsche Fährte zu locken. Wir zeigen dir, wie du vorgehen solltest, um dort die richtige App für dein Unternehmen zu finden, und worauf du achten musst, wenn du über den Kauf einer neuen App nachdenkst. Los geht’s!

Falle #1: Anzahl an Installationen

Schon auf der Startseite des Atlassian Marketplace werden dir die “Top-selling apps” angezeigt. Das sind die Apps, die Atlassian am häufigsten verkauft hat bzw. von Kunden am häufigsten installiert wurden. Wenn sich also schon mehrere tausend Teams vor dir für diese spezifische App entschieden haben, muss sie ja gut sein. Oder? Filteroptionen im Atlassian Marketplace

Klar, der Erfolg einer Lösung fällt nicht vom Himmel, und hinter ihr steht ein hart arbeitendes Team, das ein Kundenproblem offenbar auf zufriedenstellende Weise gelöst hat. Doch diese Annahme ist ein klassisches Beispiel für den sogenannten “Bandwagon Effect” oder – zu deutsch – “Mitläufereffekt”. Hierbei wird das Nachfrageverhalten eines Kunden vom Verhalten anderer Kunden beeinflusst. Du springst quasi auf den “Zug der großen Masse” auf und vertraust darauf, dass diese bei ihrer Wahl bestimmt die richtige Entscheidung getroffen hat.

Der Haken an der Sache: Du weißt nicht, warum sich diese anderen Unternehmen für genau diese App entschieden haben, welche Probleme sie mit diesem Tool lösen wollen, mit welchen Anforderungen sie auf die App-Suche gegangen sind – und ob sie mit ihrer Wahl im Nachhinein überhaupt zufrieden sind.

Die Verbreitung einer App kann gewiss eine erste Orientierung bieten, sie sollte aber kein alleiniges Entscheidungskriterium sein. Es ist immer ratsam, nicht kritiklos der Entscheidung anderer zu folgen, sondern selbst ähnliche Tools miteinander zu vergleichen und herauszufinden, welches am besten zu den konkreten Bedürfnissen deines Unternehmens passt.

Falle #2: Reviews und Bewertungen

Bei dieser Falle ist gleich zweifach Vorsicht geboten: Die Sterne-Bewertungen und die schriftlichen Reviews anderer Marketplace-User solltest du nämlich sowohl hinsichtlich ihrer Qualität als auch bezüglich ihrer Deployment-Variante unter die Lupe nehmen.

Falle #2.1: Qualität von Reviews und Bewertungen

Ist eine App es überhaupt wert, sie sich genauer anzugucken, wenn sie nur mit 2,5 Sternen bewertet wird? Oder scheidet sie dann sowieso schon aus dem Rennen aus? Wie vertrauensvoll sind die schriftlichen Reviews?

Das sind schwierige Fragen, auf die es wohl keine pauschale Antwort gibt. Zwar sollen dir die Sterne-Bewertungen und Reviews bei der Beurteilung helfen, wie zufrieden andere User mit den Funktionalitäten einer App sind und welche Vor- und Nachteile sie hat. Aber auch hier musst du ganz genau hinschauen, wie qualitativ hochwertig diese Bewertungen einzuschätzen sind: Begründet die Person mit nachvollziehbaren Argumenten, warum die App besonders gut oder schlecht ist? Worauf bezieht sich das Review? Wie aktuell ist es? Diese Fragen können dir als Indikatoren dienen, um einzuordnen, wie stark du bestimmte Rezensionen bei deiner Entscheidungsfindung gewichten solltest.

Darüber hinaus solltest du beachten, dass sich leider auch auf dem Atlassian Marketplace, genauso wie bei anderen Online-Verkaufsplattformen, gefälschte Bewertungen einschleichen können. Diese können ein bestimmtes Produkt sowohl besonders positiv als auch besonders negativ darstellen – sind aber komplett erfunden und wollen lediglich deine Meinung zum Guten oder Schlechten manipulieren. Atlassian hat mehrere Maßnahmen getroffen, um die Anzahl an gefälschten Bewertungen und Rezensionen einzudämmen. Welche das sind, kannst du hier nachlesen.

Falle #2.2: Reviews-Vorselektion nach Deployment-Variante

Viele Apps gibt es in mehreren Deployment-Varianten – also für Server und Data Center oder für die Cloud. In der Regel handelt es sich dabei aber nicht um genau dasselbe Produkt, häufig finden sich kleinere (oder größere) Abweichungen. Manche Features gibt es vielleicht nur in der Cloud, die Compliance-Richtlinien unterscheiden sich oder die Ansicht ist anders. Daher ist es zwar sinnvoll, dass Atlassian die schriftlichen Kundenstimmen im Marketplace nach Deployment unterscheidet. Wichtig ist aber, dass du die passende Variante anklickst, um die für dich relevanten Reviews angezeigt zu bekommen.

Im Atlassian Marketplace werden dir Reviews nach Deployment-Variante angezeigt.

Nichtsdestotrotz ist es vermutlich oftmals hilfreich, dir auch einmal die Bewertungen für die andere Deployment-Variante anzuschauen. Schließlich könnte es ja sein, dass schon in absehbarer Zeit eine Migration ansteht und dein Unternehmen auch dann noch mit dem Produkt zufriedenstellend arbeiten will.

Falle #3: Sichtbarkeit in der Suchfunktion

Wer suchet, der findet? Die Suche nach der passenden App gestaltet sich nicht immer ganz einfach – vor allem dann nicht, wenn du gar nicht genau weißt, wonach du suchst oder welche konkreten Anforderungen dein Team hat. Daher solltest du wissen, wie die Suchfunktion des Marketplace “tickt” bzw. nach welchen Kriterien sie ihre Suchergebnisse ausspuckt.

Atlassian empfiehlt seinen Marketplace-Partnern, ihre App-Angebote für bestimmte Keywords zu optimieren. Hier geht es zum Beispiel darum, mithilfe von Schlüsselwörtern zu beschreiben, welche Probleme das Tool auf welche Weise löst. Wenn du nun nach einer Apps suchst, werden dir die Ergebnisse nach der Relevanz deines Suchbegriff angezeigt. Diese Relevanz ergibt sich wiederum daraus, wie gut der Suchbegriff mit den folgenden von den Anbietern angegeben App-Feldern übereinstimmt (sortiert nach ihrer Wichtigkeit):

  • Name der App
  • Name des Partners
  • Tagline
  • Kategorie
  • Highlight-Text (aktuellste Version)
  • Kompatible(s) Atlassian-Produkt(e) (z. B. Jira Service Management, Jira Software, Confluence, Bitbucket)
  • App Key

Falls die genannten Relevanzkriterien kein eindeutiges Ranking zulassen, wird es auf Basis der folgenden Zusatzmetriken ermittelt: Zahlung via Atlassian, Ratings & Reviews, Installationen, Atlassian-Empfehlungen und Alter.

Bevor du auf die Suche nach einer App gehst, lohnt es sich also, das zu lösende Problem genau zu durchdenken und einzugrenzen. Bei der eigentlichen Recherche im Atlassian Marketplace ist es dann oft sinnvoll, mehrere unterschiedliche Suchansätze auszuprobieren, um am Ende die wirklich vielversprechenden Kandidaten zu finden.

Falle #4: Free Apps

Eine weitere “Falle” kann sich hinter den Free Apps verbergen: Viele Apps sind – zur Freude der Kunden – zunächst einmal kostenfrei, wenn sie auf dem Atlassian Marketplace eingeführt werden. Wenn das Produkt dann aber irgendwann stark weiterentwickelt wurde und eine gewisse Marktreife erreicht hat, wird es häufig kostenpflichtig.

Es ist durchaus verständlich, dass Kunden, die eine App “von klein auf” genutzt und mit ihrem wertvollen Feedback maßgeblich zu ihrer Weiterentwicklung beigetragen haben, die Monetarisierung des Produkts negativ aufstößt, falls ihr Engagement in der frühen Entwicklungsphase nicht auf die eine oder andere Art gewürdigt wird.

Solche User, die einer noch neuen App durch ihr nützliches Feedback oder ihre positiven Reviews aus den Startlöchern verhelfen, können der Diffusionstheorie nach Everett Rogers zufolge als “Innovators” und “Early Adopters” bezeichnet werden. Sie bilden eine kleine Gruppe, die technische Innovationen deutlich früher als die breite Masse nutzt, aufgeschlossen gegenüber Neuem ist und die “Kinderkrankheiten” neuer Produkte verzeiht.

Diffusionstheorie nach Everett Rogers

Diesen treuen Usern bieten Hersteller oftmals bestimmte Sonderkonditionen und Vorteile, sobald die App kostenpflichtig wird. Mache dich in so einem Fall also am besten schlau darüber, ob du als Early Adopter später irgendwelche Vorzüge genießen kannst.

Falle #5: Cloud-Varianten von On-Prem-Apps

Mit dem Auslaufen des Supports im Februar 2024 macht Atlassian der klassischen Server-Produktreihe den Garaus. Kunden, die ihre Systeme danach weiterhin selbst hosten und betreiben wollen, müssen auf Atlassian Data Center umsteigen. Doch auf mittel- und langfristige Sicht liegt die Zukunft von Unternehmens-Software in der Cloud – und vermutlich werden sich früher oder später auch die meisten Data-Center-Kunden die Cloud-Frage stellen (müssen).

Dementsprechend sollte eine von deinem Unternehmen intensiv genutzte App, die für Server und Data Center ausgelegt ist, bestmöglich für eine Migration gerüstet sein und alle für dich wichtigen Features auch in der Atlassian Cloud abbilden können.

Falls du als On-Prem-Kunde gerade auf eine interessante App gestoßen bist, eröffnen sich mehrere Fragen: Gibt es überhaupt eine Cloud-Alternative dieser App? Wie ausgereift ist sie? Bringt sie alle zentralen Funktionen der On-Premise-Variante mit? Werden deine Sicherheitsanforderungen erfüllt? Existiert eine öffentliche Roadmap? Je nachdem, wie die Antworten ausfallen, könnte es sich lohnen, dir schon jetzt eine andere Lösung genauer anzuschauen, die zukunftsfähiger ist.

Falle #6: Aktive Weiterentwicklung von Apps

Stell dir vor, du entscheidest dich nach langer und intensiver Recherche für den Kauf einer bestimmten App, um dann bald festzustellen, dass sie vom Hersteller so gut wie keine Aktualisierungen erhält und nur stiefmütterlich gepflegt wird. Dafür kann es ganz unterschiedliche Gründe geben. Vielleicht handelt es sich nur um ein kleines und nicht profitables Produkt, weil der Anwendungsfall sehr speziell ist. Womöglich setzt der Anbieter bestimmte Prioritäten und fokussiert seine Ressourcen auf andere, für ihn wichtigere Apps. Oder es zeichnet sich gar eine Einstellung der Lösung ab, beispielsweise weil ein Drittunternehmen die zugrundeliegende Technologie akquirieren will.

Um diese Frustration zu vermeiden, solltest du vor dem Kauf unbedingt überprüfen, ob die App aktiv und kontinuierlich weiterentwickelt wird. Falls du das nicht tust, besteht die Gefahr, dass die App früher oder später zu einem Sicherheitsrisiko oder vielleicht schon in ein paar Monaten nicht mehr unterstützt wird. Und dann fängst du bei deiner App-Suche wieder ganz von vorne an.

Du möchtest evaluieren, ob der Anbieter die Weiterentwicklung eines Produkts vorantreibt? Dann sind die Versionshinweise im Atlassian Marketplace und öffentliche Release Notes die ersten Anlaufstellen, die zeigen, dass die Lösung “lebt” und stetig an ihr gearbeitet wird. Auch Roadmaps oder die Bearbeitung von Feature Requests sind hilfreiche Anzeichen, die du bei deiner Entscheidung zu Rate ziehen kannst.

Achte auf Versionshinweise.

Augen auf bei der App-Wahl!

Wie du siehst, befinden sich auf dem Atlassian Marketplace einige versteckte Fallen, in die du bei der Entscheidung für oder gegen eine App hineintreten kannst. Damit du nicht auf eine falsche Fährte gelenkt wirst oder am Ende von deinem Produktkauf enttäuscht bist, solltest du bei deiner Recherche wirklich sorgfältig vorgehen.

Angaben wie die Anzahl an Installationen oder die Menge an vergebenen Sternen helfen dir zwar, dich inmitten der Vielzahl an Auswahlmöglichkeiten orientieren zu können, sind aber keine Garantie dafür, dass dein Unternehmen mit dieser App glücklich wird. Auch bei den eigentlich sehr nützlichen schriftlichen Reviews solltest du genauer hinsehen: Nennt die Person Gründe für ihre Meinung? Könnte die Bewertung gefälscht sein? Darüber hinaus haben wir festgestellt, dass die Zukunftsfähigkeit von Apps – also z. B. ihre aktive Weiterentwicklung oder die Leistungsfähigkeit ihrer Cloud-Variante – eine wichtige Rolle dabei spielt, ob du dich für oder gegen den Kauf eines bestimmten Produkts entscheiden solltest.

Denkst du oder dein Unternehmen gerade darüber nach, künftig eine der zahlreichen von Seibert Media im Atlassian Marketplace angebotenen Apps zu nutzen? Bei Fragen (oder Angst vor einer versteckten Falle 😉) meldet euch gerne bei uns – gemeinsam finden wir heraus, ob die Lösung gut zu euch passt!

Weiterführende Infos

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