Lean Startup: Der Entrepreneur mit den tausend Gesichtern (Teil 2)

Gibt es die prototypische Geschichte, die jeder Entrepreneur in seiner Laufbahn erlebt? Lean-Startup-Experte Ash Maurya geht dieser Frage nach und hat im ersten Teil des Artikels die Stadien der Erschaffung und der Monetarisierung beschrieben. Dieser zweite Teil knüpft direkt an diese Überlegungen an.

Stadium 3: Künstler müssen sich ständig neu erfinden (Zerstörung > Sinn)

Obwohl ich es im Business aus der finanziellen Perspektive nun recht bequem hatte, gab es immer noch ein Problem.

Ich war zu einem Unternehmen mit einer Lösung auf der Suche nach zu lösenden Problemen geworden. Am Ende fand ich mich wieder, wie ich rentable Kunden und Märkte an unerwarteten Stellen fand. Das ist an sich nicht notwendigerweise schlecht, aber das Problem war, dass ich meiner Lösung mehr Leidenschaft entgegenbrachte als meiner Art von Kunden oder ihren Problemen.

Leute gründen Unternehmen aus vielen verschiedenen Gründen. Geld zu verdienen, ist definitiv einer davon. Aber ich finde, dass Geld, obwohl es zwar ein initialer Antrieb ist, eher eine Art Sauerstoff ist. Wir brauchen Sauerstoff zum Leben, aber wir leben nicht für Sauerstoff. Wenn unsere Grundbedürfnisse erfüllt sind, suchen wir Entrepreneure nach mehr.

Wir suchen nach Sinn.

Ich sah mich gezwungen, mich meiner fehlender Verbindung von Kundenproblem und Leidenschaft zu stellen. Ich sah zwei Optionen. Im Hinblick auf die fehlende Leidenschaft könnte ich jemanden einstellen, oder ich könnte mein Unternehmen verkaufen.

In dieser Zeit begann ich auch, an einem meiner Hauptärgernisse zu arbeiten. Während ich über die Jahre hinweg eine Menge Produkte entwickelt hatte, war die Durchlaufzeit zwischen den Produkten zu lang.

Das Leben ist zu kurz, um etwas zu bauen, das keiner will.

Ich suchte nach einer besseren und schnelleren Methode, um neue Produktideen zu prüfen, weil ich feststellte, dass ich mehr Ideen als Zeit hatte. Ungefähr in dieser Phase stieß ich auch auf die frühen Arbeiten von Steve Blank und Eric Ries über Lean Startup. Viele ihrer Ideen sprachen mich instinktiv an und ich beschloss, mich an der Diskussion zu beteiligen. Ich drückte den Reset-Knopf und startete einen neuen Blog, in dem ich einerseits alles teilte, was ich lernte, und andererseits selbst nach Antworten suchte.

Über das Schreiben fand ich ein Publikum aus anderen Entrepreneuren, die dieselben Fehler wie ich machten und nach Antworten auf dieselben Probleme suchten. Dieser Blog startete durch und wurde zur Startrampe für mein erstes Buchs, für weitere Produkte und schließlich für ein neues Unternehmen – LEANSTACK.

Anders als mein letztes Unternehmen, das ich in der Leidenschaft für die Lösung gegründet hatte, gründete ich LEANSTACK in der Leidenschaft für die Kunden (Entrepreneure) und für ein großes lösenswertes Problem (die Quote scheiternder Startups). Es kostete mich sieben Jahre, um vom ersten ins dritte Stadium zu navigieren. Mein Ziel ist es, der nächsten Generation von Entrepreneuren zu helfen, das schneller zu schaffen.

Aus heutiger Sicht hat mir diese fundamentale gedankliche Verlagerung von der Lösung hin zu den Kunden und dem Problem erlaubt, etliche Produkte in Rekordzeit zu erkunden, zu testen, zu verwerfen und zu launchen (von Büchern über Software bis zu Coaching-Produkten) – und auf diesem Weg hatte ich einen Mordsspaß.

Schlüsselerkenntnisse:

  • Wenn Grundbedürfnisse erfüllt sind, suchen Entrepreneure nach Sinn.
  • Mehr Leidenschaft für die Lösung als für das Problem zu entfalten, ist ein Problem.
  • Lieben wir das Problem, nicht die Lösung.

Ist das Ihre Geschichte?

Gibt es hier nun ein archetypisches Entrepreneur-Muster? Ob Sie bestimmte Aspekte Ihrer eigenen Reise wiedererkennen oder komplett widersprechen – sagen Sie es mir doch per Kommentar.

Dieser Artikel wurde im Original am 16. März 2016 unter dem Titel The Entrepreneur with a Thousand Faces von Ash Maurya veröffentlicht. Ash Maurya gehört zu den führenden Köpfen der internationalen Gründerszene und ist einer der renommiertesten Experten für Lean Startup und Customer Development. Die Website seines Unternehmens LEANSTACK und seinen Blog erreichen Sie unter http://leanstack.com. Mehr Fachartikel bietet unser Lean-Special.

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