25 Jahre Seibert Media – ein ganz subjektiver Geburtstagsrückblick

1996. Menschen surfen mit 12K-Modems im Web. Eine gewisse Firma namens AOL legt Disketten und CDs mit Zugangs-Software nicht nur in jede Computerzeitschrift, sondern einfach in alle Print-Produkte, die nicht bei drei auf den Bäumen sind. Etwas namens BTX hat in Deutschland eine Million Nutzer. Gerade ist Googles Vorläufer BackRub auf der Bildfläche erschienen. Windows 95 wird ein Jahr alt und löst nach und nach das gute alte DOS ab. Deutschland erringt mit Eilts, Sammer und Kuntz unter Trainer Berti Vogts die Fußball-Europameisterschaft.

Und es ist auch das Jahr, in dem ein damals 17-jähriger Teenager namens Martin eine Personengesellschaft mit dem Namen Homepage-Design Seibert aus der Taufe hebt, genauer gesagt am 5. Dezember 1996. Es ist nicht schwer zu erraten, dass es sich dabei um die heutige Seibert Media GmbH handelt. Es heißt also:

Happy Birthday to us – am heutigen 5.12.2021 werden wir 25 Jahre alt! 😀

Ein Vierteljahrhundert ist aller Ehren wert, oder? Gerade in so einer schnelllebigen Branche wie dem Software- und IT-Business, in dem jedes Jahr hunderttausende Firmen und Produkte aus dem Boden sprießen und vergehen.

Manche Kollegen der ersten Stunde werden sich ab und zu verwundert die Augen reiben, was aus jener Personengesellschaft geworden ist: Eine Software-Firma mit zweistelligem Millionenumsatz, die für zig DAX-Konzerne gearbeitet hat, die sich komplett agil organisiert, die eines der renommiertesten Unternehmen für moderne Enterprise-Zusammenarbeit in Deutschland ist und zu den größten Atlassian-Partnern weltweit gehört.

Von diesen 25 Jahren Seibert Media habe ich 14 miterlebt. Es gibt bei uns natürlich noch eine ganze Reihe dienstälterer Leute, aber ich kann wohl mit Fug und Recht behaupten, dass auch ich hier mittlerweile zum Inventar gehöre.

Und anlässlich dieses schönen Jubiläums möchte ich mal einen kleinen Rückblick geben und ganz subjektiv auf ein paar prägende Dinge und Entwicklungen zurückschauen.

Die Website von Homepage-Design Seibert im Jahr 2001

Ein wachsender Blog

Im Herbst 2007 habe ich hier angefangen, übrigens als einer der ersten Remote-Mitarbeiter, denn ich saß und sitze immer noch vorwiegend an meinem Heimarbeitsplatz in Potsdam.

Meine Job war die Unterstützung dieses Blogs – und ist es bis heute geblieben. Mittlerweile haben wir an dieser Stelle fast 3.500 Artikel und Beiträge gepostet, und bei den meisten davon hatte ich in irgend einer Form die Finger im Spiel, sei es als Autor, Redakteur oder Optimierer für den Operationalisierungs-Kleinkram.

Aber es soll ja nicht um meine Wenigkeit gehen, sondern um diese Firma. Und die Firma, in die ich seinerzeit gekommen bin, war eine völlig andere als heute – vom Geschäftsmodell bis zur internen Struktur und Organisation. Aber dazu später.

Gern erzählte Anekdoten

Von der Zeit davor weiß ich auch nur aus den beliebten Anekdoten – etwa der, als der junge Martin Seibert von einem damaligen Kunden aus dem Bett geklingelt wurde und dann im Schlafanzug vor Herrn Hager stand, der über das laufende Web-Projekt sprechen wollte. Oder das Vorgehen in der Kundenakquise, bei der Martin und Jo die Geschäfte in der Innenstadt abklapperten und versuchten, Website-Projekte an die Leute zu bringen. Oder der Preis in dieser Zeitschrift – war es das "Internet Magazin"? Jedenfalls wurde ein Projekt von Homepage-Design Seibert hier mal zur schlechtesten Website des Monats gekürt. Nun ja, aller Anfang ist schwer, und bald ging’s bergauf. 😉

Das junge Unternehmen wuchs und war ambitioniert, erste richtig große Kunden konnten gewonnen werden, und von der Studibude in Mainz mit Latschen vor der Tür ging es im Jahr 2002 rüber ins repräsentative Rheingau Palais im Wiesbadener Stadtteil Schierstein.

Dort ist alsbald das Bild unten entstanden – das erste Belegschaftsfoto, das ich damals in die Finger bekam, und darauf ist wohl tatsächlich der Großteil der Leute zu sehen, die seinerzeit hier gearbeitet haben. Es dürfte ungefähr um 2004 sein. (Update: Die Rücksprache mit Karo und einigen ehemaligen Kolleginnen hat ergeben, dass das Foto wohl doch jünger ist und aus dem Jahr 2008 stammt.)

Vom Rheingau Palais folgte 2011 der Umzug ins LuisenForum, also aus der Peripherie in die Wiesbadener City. Und heute sind wir weit über 200 Leute, die auf drei Bürostandorte in Wiesbaden verteilt sind; ab 2022 sind es sogar vier, denn unser neues Hauptquartier öffnet im nächsten Sommer seine Pforten.

Lernen aus Misserfolg

Dass es bergauf ging, heißt übrigens nicht, dass es keine Fehlschläge gegeben hätte. Von unseren Tochterunternehmen, von denen es im Lauf der Zeit insgesamt vier gegeben hat, konnte keines richtig durchstarten. Weder ist aus dem Netzwerk new-in-town ein zweites Facebook geworden, noch ist naturkostaktiv zum führenden Öko-Portal im Netz herangewachsen.

Und unser Produkt TwentyFeet war sogar eine klassische Geldvernichtungsanlage, in die wir richtig viel Kohle investiert haben, doch leider ohne jede Berücksichtigung grundlegender Lean-Startup-Prinzipien.

Bei TwentyFeet handelte es sich um eine ziemlich coole dienstübergreifende Social-Media-Tracking-Plattform. Wir bauten ein großangelegtes, skalierbares Produkt mit allem Drum und Dran, es gab ein stringentes Corporate Design, wir hatten sogar ein süßes Maskottchen. Und zum Launch im Jahr 2011 warteten die Teams dann voller Vorfreude, dass uns die Leute die Türen einrennen und uns die Credits aus der Hand reißen würden – was nicht geschah.

Kurzum: Wir hatten uns in unsere Lösung verliebt, ohne zu wissen, ob es ein lösenswertes Problem für sie gibt. Das später eingesetzte dedizierte Lean-Startup-Team konnte da auch nicht mehr viel ausrichten, und so ist TwentyFeet ein teurer Reinfall gewesen, aus dem wir allerdings jede Menge gelernt haben – und zwar nicht nur im Bereich Produktentwicklung, sondern auch im Hinblick auf agile Prozesse in den Teams oder unsere Erfahrungen mit Cloud-Technologien.

Ein fundamentaler Wandel

Jetzt bin ich auf dem Zeitpfeil ein bisschen hin und her gesprungen und kehre nochmal ins Jahr 2007 zurück. Faszinierend: Zu jener Zeit wurde bei uns das erste Firmenwiki eingeführt! (Es war nicht Confluence, sondern das Open-Source-Projekt TWiki.) Und so platze ich mitten in den Beginn eines fundamentalen Wandels.

Als ich kam, war eigentlich alles auf das klassische Angebot eines B2B-Web-Dienstleisters ausgerichtet. Wir designten und bauten Websites und Unternehmens-Blogs; unsere Design-Abteilung entwickelte Corporate Designs und Print-Produkte; Usability, SEO und Online-Marketing waren damals große Nummern bei uns.

Und das begann sich allmählich zu ändern. Denn schnell wurde deutlich, welchen Wert die interne Zusammenarbeit für den Erfolg von Unternehmen hat. Allen voran Martin erkannte: Das ist etwas, von dem Kunden massiv profitieren können und das sich verkaufen lässt. Die Folge waren die ersten Wiki-Projekte. Kurze Zeit später tauchte Atlassian mit Confluence und dann Jira auf unserem Schirm auf – der Rest ist Geschichte. 2011 gab es einen Award als "Fastest Growing Partner" von Atlassian; heute gehören wir zu den erfahrensten und größten Platinum Solution Partnern im Atlassian-Ökosystem und entwickeln selbst große, erfolgreiche Produkte auf Atlassian-Basis.

Dorchgeworschtelt!

Wie schon angedeutet: Ja, ich habe noch die Zeit erlebt, in der bei Seibert Media Fachabteilungen die Regel waren, in der wir alle individuelle Zielvereinbarungen hatten, in der es Hierarchien und ein Management gab, in der Projekte durchgeplant und dann mit klassischen Projektmanagern im Wasserfall-Modus umgesetzt wurden. Ganz traditionell eben – unsere Kollegen und Freunde Niels Pfläging und Lars Vollmer hätten ihre helle Freude gehabt! 😀

Bis unter der Federführung von Jo und Paul schließlich Agile ins Spiel gebracht wurde und die ersten Teams bei uns mit Scrum in Berührung kamen. Damit veränderte sich nicht nur die eigentliche Teamarbeit, sondern die ganze Firma: Nach und nach wurden Hierarchien aufgelöst und bürokratische Hürden abgeschafft, Unsinn wie die Quartals-Zielvereinbarungen wanderten in die Tonne, Fachabteilungen lösten sich in interdisziplinären Teams auf. Das war wirklich eine anregende Zeit!

Als Martin mal einem Kunden erklärte, was dieses "Agile" denn genau sei, fasste dieser zusammen: "Ah, Sie meinen: Dorchworschtele!" Tja, wir haben uns "dorchgeworschtelt" bis zur komplett agilen Organisation, die aus selbstorganisierten, eigenverantwortlichen Teams besteht, die Unternehmensentscheidungen in der Gemeinschaft trifft (Agile Org) und die sich gerade auf dem Weg der Weiterentwicklung zur Netzwerkorganisation befindet. (Darüber berichten Jo, Alina und Ralf übrigens in einem dedizierten Podcast.)

Die Produktära

Heute verstehen wir uns in erster Linie als Softwareentwicklungs-Firma. Das hat seinen Ursprung anno 2014, als ein Team von B. Braun Melsungen, jenem weltumspannenden Konzern für medizinische Produkte, fragte: "Könnt ihr aus Confluence ein richtiges Intranet machen, mit News, Profilen und all diesen Dingen?" - "Aber ja!"

Ein Intranet auf Basis von Atlassian Confluence für über 50.000 Menschen auf der ganzen Welt zu entwickeln – was für eine Hausnummer und Herausforderung! Wir wussten zwar noch nicht wie, aber es war die Geburtsstunde von Linchpin, unserer erfolgreichen Social-Intranet-Lösung auf Confluence-Basis, die es mittlerweile auch für die Cloud gibt.

In einem Wanderurlaub brauchte ich mal einen Verband für meinen lädierten Fuß und der Apotheker verkaufte mir ein Päckchen Mullbinden, das ich draußen kurz betrachtete und stutzte: Tatsächlich, da prangte auf dem Päckchen genau jenes Firmenlogo, das ich bei uns schon so oft in Reviews oder Vorträgen gesehen haben – B. Braun Melsungen. "Ach sieh an, die sind das also!" Seit diesem Aha-Erlebnis gehe ich mit viel offeneren Augen durch die Gegend! 😀

Wenn man sich beim Wandern im unwegsamen Gelände mal den Knöchel malträtiert hat, wirken Mullbinden von B. Braun Wunder! 😉

Im Linchpin-Geburtsjahr kam übrigens auch draw.io dazu – zwei ambitionierte Entwickler mit einem wunderbaren Produkt, aber ohne Netzwerk und Marketing-Strukturen. Dieses Joint Venture ist (nach einem etwas stotterigen Start) ebenfalls eine tolle Erfolgsgeschichte geworden!

Beratung und Bewegtbild

Aber Produktentwickler hin oder her – Dienstleistung und Beratung machen wir natürlich weiterhin, wobei Beratung einige Jahre lang am liebsten per Video passiert ist. Der Aufstieg unserer Videoberatung (oder allgemein unserer Videoproduktion) war auch so eine Sache, die ich von Anfang an aktiv begleiten durfte.

Gerade haben wir mit der Tools4AgileTeams-Konferenz ein zweitägiges Online-Event für über 2.000 virtuelle Gäste durchgeführt: fast 80 Vorträge, acht Live-Bühnen, richtig fett, richtig professionell, mit gutem Equipment und fähigen Leuten vor und hinter den Kulissen. Das sah vor neun, zehn Jahren noch etwas anders aus.

Ich hoffe, Martin kann es verschmerzen, dass ich dieses Video mit frühen Outtakes hier teile, das ich anlässlich eines anderen Jubiläums mal schnell zusammengestellt hatte:

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Mehr Informationen

Dauerbrenner

Wollen wir zum Ausklang noch einen kurzen Blick auf die historischen Zahlen in diesem Blog werfen, mein Kernarbeitsgebiet und eine unserer wichtigsten Plattformen zum Teilen von Wissen und Informationen?

Leider gibt es keine Daten von Anfang an, weil wir 2013 das gesamte Tracking neu aufgesetzt haben. Aber in den letzten acht Jahren sind dies die Top 5 unserer Blogposts:

Ein überraschender erster Platz, oder? Aber es ist natürlich logisch, dass eher allgemeine Artikel, die ein vergleichsweise breites Publikum ansprechen, auch gute Zugriffszahlen aufweisen.

Mit Informationen zur Fotoanalyse werden wir zwar kaum neue Linchpin-Interessenten gewinnen können, aber Blicke über den eigenen Tellerrand hinaus schaden ja nie und thematische Vielfalt ist in diesem Blog eh Trumpf.

So hat ein Fußball-EM-Tagebuch hier ebenso seinen Platz gefunden wie Beiträge über guten Nachtschlaf und bizarre Google-Suggestions, leicht befremdliche Einblicke in die Community des Mobile-Game Ingress, Torstens Statistik über beeindruckende 5.000 Salamibrötchen in zehn Arbeitsjahren oder ein Exkurs zu Urknalltheorie, Quantenmechanik und Intranet-Projekten. 😉

Und damit will ich diesen kleinen, unstrukturierten Rückblick abschließen. Wer die Firmenentwicklung mal in chronologischen Stichpunkten nachlesen möchte, wird in unserer Infothek fündig.

Na dann: Auf die nächsten Jahre! Werden’s weitere 25? Na ja, wer kann das schon wissen? Vor uns liegen natürlich große Herausforderungen. Die Welt geht in die Cloud – doch vor allem Deutschland will da nicht so richtig mitmachen. Das sollten wir aber hinkriegen und den Weg gemeinsam mit unseren Kunden gehen. Der Spagat zwischen Wachstum und Dynamikrobustheit muss uns ebenfalls gelingen, wenn wir in der Software-Branche gut aufgestellt bleiben wollen.

Veränderung wird weiterhin zu uns gehören. Wir werden Dinge ausprobieren, hier Erfolg haben, dort scheitern, weiter viel lernen und uns immer wieder an veränderte Anforderungen anpassen. Ich blicke optimistisch voraus und habe jedenfalls vor, noch lange dazu beizutragen, dass diese coole Firma Erfolg hat. Alles Gute zum Geburtstag! 😀

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